Nürnberg ärgert Bayern - und hat Bock auf Europa

Nürnberg (dpa) - Bayern hat null Bock auf die Europa League - der 1. FC Nürnberg dagegen jede Menge. Nach dem 1:1 (0:1) im Derby gegen die Münchner hat der „Club“ gute Karten, vier Jahre nach dem glücklosen UEFA-Cup-Abenteuer auf die europäische Fußball-Bühne zurückzukehren.

FCN-Coach Dieter Hecking strahlte nach dem 150. Bundesligaspiel auf der Trainerbank und gab neue Ziele aus. „Wir sind dabei. Wir haben den Abstand auf Platz fünf um einen Punkt und zwei Tore verkürzt“. Auch „Club“-Torschütze Christian Eigler will mehr als die als Saisonziel ausgegebenen 44 Punkte: „Wir werden uns nicht dagegen wehren, wenn wir Fünfter werden“.

In zwei Wochen kommt es in Nürnberg zum möglichen „Endspiel“ um den fünften Platz gegen den FSV Mainz 05. Doch der fränkische Altmeister will schon vorlegen. „Wir wollen das Maximum aus der Saison herausholen. Da wären drei Punkte am Samstag in Kaiserslautern ideal“, meinte ein selbstbewusster Kapitän Andreas Wolf, der in der kommenden Woche gelb-gesperrt ist: „Jetzt wollen wir wieder eine Serie starten“. Mit Ilkay Gündogan. Nach einem Zusammenprall mit Toni Kroos musste er nach 33 Minuten mit einer Gehirnerschütterung vom Platz, aber am Betzenberg wird er dabei sein.

Als Javier Pinola leichtfertig den Ball Arjen Robben schenkte und Thomas Müller (4. Minute) die Flanke des Holländers zum 1:0 für den Rekordmeister verwertete, war klar: Nürnberg hatte die jüngsten Pleiten gegen Bremen (1:3) und in Köln (0:1) noch nicht verkraftet. „Danach hatten wir keine Sicherheit im Spielaufbau“, analysierte Hecking das unkonzentrierte Spiel seiner Mannschaft. „Nach dem Rückstand sind wir der Musik hinterhergelaufen“, meinte Wolf.

Der Pausenschwur in der „Club“-Kabine leitete die Wende ein. „Da haben wir gesagt, entweder wir gehen mit fliegenden Fahnen zwei oder drei zu Null unter oder wir beißen uns ins Spiel zurück“, berichtete Hecking, „das haben wir dann geschafft. Die Mannschaft ist über ihre Schmerzgrenze gegangen und für ihren läuferischen Aufwand belohnt worden“. Mit Leidenschaft und Kampfgeist zwang der „Club“ die zum Teil pomadig wirkenden Millionenstars aus München zu Fehlern.

Einer davon führte zum Ausgleich für die Franken. Beim schlampigen Pass von Bayern-Torwart Thomas Kraft reagierte Eigler schneller als Philipp Lahm und jagte das Leder aus etwa 40 Metern Entfernung über Kraft hinweg ins Münchner Tor. „Es waren gefühlte fünf Minuten, bis der Ball drin war“, schilderte der Schütze später seine Gefühle über das „schöne Tor“, das an den Distanzschuss von Inter Mailands Dejan Stankovic im Champions-League-Spiel gegen Schalke erinnerte.

„Überragend, sensationell. Er ist halt der Mann für spezielle Tore“, schwärmte Jens Hegeler über den siebten Saisontreffer von Eigler, der vor vier Wochen beim 5:0 gegen St. Pauli mit einem Viererpack Schlagzeilen geschrieben hatte. Dass Schiedsrichter Knut Kircher das 2:1 durch Hegeler in der Nachspielzeit nicht gab, störte Hecking kaum: „Ein Punkt gegen den FC Bayern ist immer gut“.