Missglückte Rückkehr: Magath kritisiert VfL-Profis

Gelsenkirchen (dpa) - Eigentlich wollte sich Felix Magath nichts anmerken lassen. Doch sein Lächeln wirkte gequält. Immerhin kredenzte der FC Schalke 04 ihm seinen Tee, in dem er nur lustlos rührte.

Es ließ sich erahnen, wie sehr den Trainer des VfL Wolfsburg das 0:1 bei seinem Ex-Club schmerzte.

Während sein Nachfolger Ralf Rangnick mit Schalke eine perfekte Woche mit dem dritten Sieg krönte, steckt Magath nach seinem Blitzwechsel mit den Niedersachsen tief im Bundesliga-Keller. „Die Situation ist gefährlich“, bekannte der 57-Jährige, und ging reflexartig mit seinen Profis ins Gericht: „Vielleicht hat der ein oder andere Spieler noch nicht begriffen, was es heißt, im Abstiegskampf zu stecken.“

Magath hat es begriffen. Spätestens nach der mutlosen Vorstellung der „Wölfe“ und seiner verpatzten Rückkehr nach Gelsenkirchen, wo er 24 Tage nach der Trennung kühl, aber nicht unfreundlich empfangen wurde. „Es ist ja erst ein paar Tage her, dass ich hier gesessen habe. Ich kenne die tolle Atmosphäre in der Arena, habe sie aber nur schwer genießen können“, gab Magath zu und erlaubte damit einen kleinen Einblick in sein Seelenleben.

Zweitschlechtestes Rückrunden-Team, nur ein Sieg in den letzten zehn Bundesligaspielen, kein Selbstvertrauen - die Niedersachsen stehen fünf Spieltage vor Saisonende mit 28 Punkten am Abgrund. Der Abstiegsknüller am Samstag gegen St. Pauli wird zum Existenzkampf. „Da müssen wir unbedingt gewinnen“, sagte Spielmacher Diego, der keine Akzente setzen konnte. Nicht nur der Brasilianer muss umdenken. „Es geht nicht um Schönspielerei, sondern allein um Effektivität. Ich hätte mir mehr Initiative erwartet“, betonte Magath nach dem dritten sieglosen Spiel unter seiner Regie. Die Spieler müssen mit einer unangenehmen Woche rechnen. „Wir müssen weiter hart arbeiten.“

Während Wolfsburg die Abstiegsangst lähmt, wirken Schalkes Profis nach Magaths Abgang wie von Fesseln befreit. Schon nach dem denkwürdigen 5:2 bei Inter Mailand lobte Manuel Neuer den veränderten „Umgang“. Die Stimmung habe sich weiter aufgehellt. „Der Kummerkasten ist leer“, erklärte der Torhüter. Viele Spieler hätten unter Magath „in Angst gelebt“, hatte Jefferson Farfán zuvor erklärt. Besonders der Peruaner drehte wieder mächtig auf und bereitete das Siegtor von José Manuel Jurado (76.) mustergültig vor.

Dabei dauerte es 45 Minuten, bis sich die Elf gegen den defensiv gut organisierten Gegner die Mailand-Müdigkeit aus den Beinen gelaufen hatte. Erst mit der Einwechslung von Alexander Baumjohann, den Magath wie Hans Sarpei zeitweilig ins Regionalliga-Team abkommandiert hatte, kam mehr Schwung. „Kompliment, wie die Mannschaft es geschafft hat, nach dem kräftezehrenden Spiel am Dienstag in der zweiten Halbzeit nochmal eine Energieleistung abzurufen. Es war vielleicht nicht der wertvollste Sieg, aber sicher der wichtigste“, sagte Rangnick, dessen kommunikativer Stil bei den Spielern wie Balsam wirkt. „Er gibt uns Vertrauen“, sagte Baumjohann.

„Die Ergebnisse bestätigen uns in unserem Tun und Handeln. Wir haben es richtig gemacht“, stellte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies in Bezug auf den Trainerwechsel zufrieden fest. Nachdem man sich nun „endgültig aller Abstiegssorgen entledigt“ (Rangnick) hat, tun sich beim DFB-Pokalfinalisten vor dem fast sicheren Halbfinal-Einzug in der Königsklasse gegen Mailand am Mittwoch sogar neue Perspektiven in der Liga auf. Platz fünf ist nur noch sechs Punkte entfernt. „Das ist mir auch schon aufgefallen“, sagte Rangnick schmunzelnd. „Und ich denke, dass auch die Spieler die Tabelle lesen können.“