Drama Abstiegskampf: VfB zeigt Nerven, FCK nicht
Stuttgart (dpa) - Die Lauterer Fans sangen nach dem furiosen 4:2 (1:2)-Sieg im Abstiegsduell voller Überzeugung „Nie mehr 2. Liga“, als sie ihr Team feierten. Für die niedergeschlagenen Spieler des VfB Stuttgart legte die Stadionregie dazu das Lied „Steh auf, wenn du am Boden bist“ ein.
Selten hat die Begleitmusik besser zu einem Fußballspiel gepasst. Es wird dem VfB nicht leicht fallen, nach dieser Niederlage wieder aufzustehen. Eine 2:1-Führung in einer so wichtigen Partie verspielt zu haben, bezeichnete Trainer Bruno Labbadia als „Rückschlag, der richtig wehtut. Wir haben heute leichtfertig aus der Hand gegeben, was wir uns in den Vorwochen hart erarbeitet hatten“, meinte er.
Ein vorentscheidender Schritt Richtung Klassenerhalt, noch mehr Selbstvertrauen für die letzten fünf Spiele - all das, was sich die Stuttgarter von diesem Abend versprochen hatten, schaffte nur der FCK. „Für uns war das ein Big Point. Ich bin zu müde, sonst würde ich jetzt vor Freude in die Luft springen“, sagte Christian Tiffert.
Kaiserslauterns Mittelfeldmotor spielte früher sechs Jahre lang für den VfB. Beim ersten Lauterer Sieg in Stuttgart seit 1999 bereitete er drei der vier Treffer von Srdjan Lakic (17. und 79. Minute), Erwin Hoffer (68.) und Stiven Rivic (86.) vor.
Dieses Spiel steckte voller solcher persönlicher Geschichten. Lakic etwa („Ich bin sehr glücklich“) beendete eine Torflaute von über zwölf Stunden (747 Minuten). Hoffer brauchte nach seiner Einwechselung nur vier Minuten, um die zwischenzeitliche VfB-Führung durch Zdravko Kuzmanovic (26./Foulelfmeter) und Pawel Pogrebnjak (39.) wieder auszugleichen. Noch mehr aber war dieser Abend ein Lehrstück über die Macht der Psyche im Abstiegskampf. „Vieles wird sich im Kopf entscheiden“, hatte der in Stuttgart geborene und aufgewachsene FCK-Trainer Marco Kurz schon vorher gesagt.
Der VfB schien der nervlichen Belastung dieses Kellerduells nie gewachsen zu sein. Schon zu Beginn agierte er nervös, nach dem 2:1 zog er sich nur noch zurück und bettelte geradezu um die Wende. „Es ist die Angst, die wir immer wieder spüren. In der zweiten Halbzeit wollte keiner mehr den Ball haben“, meinte Labbadia. „Wie schwierig es ist, sehen wir jeden Tag am Kader. Wir haben viele angeschlagene Spieler und stecken in einer Situation, die kaum jemand kennt.“
So erleiden die Stuttgarter in dieser Saison ständig Rückschläge, wenn viele und auch sie selbst sich schon über dem Berg wähnen. Das 1:4 gegen Nürnberg war ein Beispiel dafür oder auch das Hinspiel in Kaiserslautern (3:3). Da verspielte der VfB einen 3:0-Vorsprung.
Der FCK hat von Anfang an nichts anderes erwartet als einen bis zum Saisonende dauernden Abstiegskampf. Er war am Samstagabend das deutlich nervenstärkere und selbstbewusstere Team. „Wir haben dieses Spiel sehr gut angenommen“, lobte Kurz. Auch VfB-Manager Fredi Bobic meinte: „Die haben uns ja nicht fußballerisch auseinandergenommen. Sie waren uns aber in puncto Willen und Kampfgeist voraus.“
Auch nach der Partie appellierten beide Seiten zuallererst an die Psyche ihrer Spieler. „Wir müssen wieder aufstehen und positiv nach vorne schauen. Unsere Situation hat sich nicht verändert“, sagte Bobic. Lauterns Clubchef Stefan Kuntz warnte vor verfrühter Euphorie: „Wir sind in schwierigen Zeiten nicht zum Lachen in den Keller gegangen. Und wir werden jetzt auch nicht auf dem Tisch tanzen.“