Farblose Kölner rutschen immer tiefer ab
Nürnberg (dpa) - Der 1. FC Köln rutscht in der Fußball-Bundesliga immer weiter ab und baut seine Pleiten-Serie aus. Nach dem 1:2 beim Abstiegskonkurrenten Nürnberg hoffen Trainer Stale Solbakken und Sportchef Volker Finke auf schnelle Besserung - und die rasche Rückkehr des verletzten Lukas Podolski.
Solbakken sah sich das ganze Elend hinterher gleich noch mal auf einem Flachbildfernseher im Nürnberger Stadion an. Mit grimmiger Miene blickte der FC-Coach an die Decke des Presseraums, wo die schwer zu ertragenden Bilder von der 1:2-Pleite beim Konkurrenten im Abstiegskampf liefen. Karnevalsstimmung sieht anders aus: Die vierte Niederlage im fünften Spiel nach der Winterpause lässt die Rheinländer auf Platz 14 im Fußball-Oberhaus absinken. „Wir sind jetzt im Abstiegskampf angekommen“, konstatierte Torwart Michael Rensing.
Noch mehr Sorgen als die maue Punkteausbeute machen im Kölner Lager aber die konstant farblosen Darbietungen. „Ich denke nicht so viel über die Tabelle nach“, meinte Solbakken, beteuerte aber: „Wir haben eine große Verantwortung, dass wir zurückkommen. Wir brauchen Punkte.“ Beim 1. FC Nürnberg fehlten den Rheinländern wie so oft Gefährlichkeit und Entschlossenheit, am Schluss auch Routine.
Der FC spielte mies, schaffte mit großem Glück trotzdem den Ausgleich durch Milivoje Novakovic (66. Minute) - und ließ sich kurz vor dem Abpfiff noch das 1:2 einschenken. „Das hat auch mit fehlendem Selbstvertrauen zu tun. Wir haben seit Weihnachten sehr viele enge Spiele verloren“, meinte Solbakken und machte „ein bisschen Angst“ bei seinen Spielern aus.
Seit Tagen ist die Situation im Medienstandort Köln angespannt: Schon den Zwist des verletzten Vereinsidols Podolski mit den Clubchefs und die Alkohol-Fahrt von Verteidiger Miso Brecko schlachtete der Boulevard hingebungsvoll aus. Zu den vermeintlichen Lappalien abseits des Platzes kommt nun die immer dramatischere sportliche Zwischenbilanz. „In Köln gibt es nie Ruhe, das ist Teil des Vereins“, erkannte Sportchef Finke. „Wir müssen jetzt alles tun, um der Mannschaft den Rücken zu stärken.“
Dass dieser Mannschaft zurzeit mehr fehlt als der etatmäßige Offensiv-Alleinunterhalter Podolski (Bänderriss im Fuß) machte in Nürnberg auch das Statistik-Handout deutlich. Auf Kölner Seite wies Martin Lanig die beste Zweikampf-Bilanz auf - mit gerade einmal 54 Prozent gewonnener Duelle. Beim 1. FC Nürnberg kam beispielsweise Verteidiger Philipp Wollscheid auf 80 Prozent. „Wir haben zu viele Ballverluste“, verdeutlichte Solbakken. Konzentrationsmängel - vielleicht auch den vielen Nebenkriegsschauplätzen geschuldet? „Nein, das ist keine Entschuldigung für die Leistung“, beteuerte der Coach.
Letztlich ruhen die Kölner Hoffnungen doch wieder auf Podolski, der zwar in Nürnberg fehlte - und trotzdem ein großes Thema war. Die Rückkehr des 15-maligen Saison-Torschützen wird sehnsüchtig erwartet und wohl auch nötig sein, um nicht noch weiter unten reinzurutschen. „Es ist aber auch wichtig, dass er nicht zu früh zurückkommt und sich noch mal verletzt“, mahnte Solbakken. Unklar ist, ob Podolski im Rhein-Derby am 25. Februar gegen Bayer Leverkusen schon wieder mitmischen kann. So oder so stellte Keeper Rensing vorab klar: „Wir sind langsam dazu verdammt, mal wieder zu gewinnen.“
Die Nürnberger Abstiegskämpfer haben sich durch den „Big Point“ (Trainer Dieter Hecking) erstmal ins untere Tabellenmittelfeld abgesetzt. Alexander Esswein (28.) und Tomas Pekhart (85.) sicherten vor 38 101 Zuschauern den Dreier. Bei sieben Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz ist der ganz große Druck weg. „Ja, keine Frage, da lügt die Tabelle nicht“, stellte Debütant Hanno Balitsch heraus. „Aber das ist auch kein Grund, jetzt den Klassenerhalt zu feiern.“