FC Bayern stellt Weichen nach Hoeneß-Ära
München (dpa) - Der FC Bayern hat die Weichen für die Ära nach Uli Hoeneß gestellt. Nach dessen Rücktritt als Präsident hat der Verwaltungsbeirat des Fußball-Rekordmeisters den bisherigen ersten Vizepräsidenten Karl Hopfner (61) als neuen Vereinschef vorgeschlagen.
Entscheiden soll darüber eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 2. Mai in München, wie der Verwaltungsbeirat nach seiner Sitzung am Freitagabend mitteilte. Der Beiratsvorsitzende Edmund Stoiber hält nach der Haftverbüßung von Hoeneß ein Comeback des 62-Jährigen beim FC Bayern für möglich.
Man nehme den Rücktritt des bisherigen Präsidenten „mit Respekt und Dankbarkeit für seine überragenden Verdienste um den FC Bayern München zur Kenntnis“, hieß es in der Erklärung des Fußballclubs. Hoeneß hatte auch das Amt als Aufsichtsratschef des FC Bayern niedergelegt und seine Verurteilung zu dreieinhalb Jahren Haft wegen millionenschwerer Steuerhinterziehung akzeptiert.
Der Verwaltungsbeirat dankte Hoeneß in seiner Erklärung für „die hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit über viele Jahrzehnte“. Der 62-Jährige habe als Spieler, Manager, Vorstand und Präsident den Club „zur Weltmarke mit Herz“ geformt. „Der FC Bayern München wird Uli Hoeneß und seine Familie in dieser schwersten Zeit seines Lebens unterstützen, wo immer es möglich ist. Uli Hoeneß wird immer ein wesentlicher Teil des FC Bayern München bleiben“, hieß es.
Auf die Frage, ob Hoeneß nach der Haftstrafe wieder irgendeine Funktion beim FC Bayern übernehmen könnte, sagte Stoiber im Bayerischen Fernsehen: „Ich würde mich freuen.“ Und er fügte hinzu: „Eine Türe ist immer offen, und Uli Hoeneß wird immer die Seele des Vereins sein. Was auch immer er machen will, alles ist möglich.“
Als neuen ersten Vizepräsidenten schlug der Verwaltungsbeirat Rudolf Schels, der bisher zweiter Vize war, und als zweiten Vizepräsidenten Dieter Maier vor. Man sei überzeugt, dass mit diesem Trio die Geschlossenheit des FC Bayern „und die Kontinuität in der Führung des Klubs gewährleistet ist“, erklärte Stoiber. Bis zur Neuwahl des Präsidiums leitet Hopfner als vorerst noch erster Vize-Präsident kommissarisch die Geschicke des Clubs.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble begrüßte den Abschied von Hoeneß aus seinen Ämtern. „Seine Rücktrittserklärung verdient Respekt“, sagte Schäuble der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Das Urteil zeige, „dass die Rechtsordnung in Deutschland für jedermann gilt“, fügte der CDU-Politiker hinzu. „Trotzdem ahne ich, wie schwierig die Situation jetzt für Uli Hoeneß und seine Familie ist.“
Mit Spannung wird nun die Entscheidung der Münchner Staatsanwaltschaft erwartet, ob auch sie wie Hoeneß selbst auf eine Revision gegen das Strafurteil verzichtet. Die Anklagebehörde will am 17. März darüber endgültig entscheiden. Sollte sie das Urteil beim Bundesgerichtshof anfechten, könnte am Ende auch eine schärfere Strafe für Hoeneß stehen. Verzichtet die Staatsanwaltschaft auch auf Rechtsmittel, wird Hoeneß in ein paar Wochen zum Strafantritt geladen. Zuvor muss aber noch die schriftliche Urteilsbegründung des Gerichts vorliegen, das Hoeneß' Steuerschuld auf 28,5 Millionen Euro beziffert hatte. Hoeneß muss seine Strafe in der Justizvollzugsanstalt in Landsberg am Lech absitzen.