FC Bayern will gegen den „Club“ „einfach weitermachen“
Nürnberg (dpa) - 15 Punkte, 15:0 Tore - beim Blick auf die unglaubliche Auswärtsbilanz des FC Bayern glich das demonstrative fränkische Selbstbewusstsein ein wenig dem Pfeifen im Walde.
„Es gibt keinen Klassenunterschied. Wir spielen in ein und derselben Liga“, erinnerte Trainer Dieter Hecking vom 1. FC Nürnberg vor dem 185. fränkisch-bayerischen Derby am Samstag gegen das aktuelle Überteam der Fußball-Bundesliga. Wohl wahr - doch angesichts der momentanen Ausnahmestellung der Münchner käme alles andere als ein Sieg der Gäste einer faustdicken Überraschung gleich.
Fast schon etwas Langeweile macht sich angesichts des einsamen Erfolgszugs des deutschen Rekordmeisters im Meisterschaftskampf breit, doch einlullen lassen wollen sich die Bayern-Bosse diesmal auf gar keinen Fall. „Wir haben jetzt wichtige Wochen vor uns, die in Nürnberg beginnen. Es gilt mit hoher Konzentration und großem Willen die Spiele anzugehen“, mahnte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Kurz und knapp: „Einfach weitermachen - und es ein Stück besser machen als in der vergangenen Saison.“
Und das zunächst erneut ohne Arjen Robben. Der Niederländer zog sich beim Nullnummer-Kick gegen Deutschland einen Muskelfaserriss zu und wird auch am Dienstag in der Champions League beim FC Valencia fehlen. Überhaupt die Königsklasse! „Es darf am Samstag keiner, wirklich keiner, bereits an Valencia denken. Das muss aus den Köpfen raus“, warnte Sport-Vorstand Matthias Sammer. „Wir müssen diese Wettbewerbe unbedingt trennen.“ Und Trainer Jupp Heynckes war sich einen Tag vor der Partie gegen die Franken sicher: „Gegen den FC Bayern werden sie alles auspacken, was sie drauf haben.“
Wie wichtig der Bayern-Tross die Aufgabe beim fränkischen Nachbarn nimmt, zeigte sich schon bei der Jahreshauptversammlung am Donnerstagabend. Als Vertreter der Mannschaft ließ sich allein Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger auf der Veranstaltung blicken, und nach nur 80 Minuten verordnete Präsident Uli Hoeneß seinem Nationalspieler Feierabend. „Wir alle sind sehr daran interessiert, dass wir am Samstag in Nürnberg drei Punkte holen“, begründete Hoeneß den frühen Zapfenstreich.
Dabei wäre den Nürnbergern ein wenig Bayern-Schlendrian sicher recht. Stark waren die Franken in die Saison gestartet, doch nach nur vier Punkten aus den letzten acht Partien findet sich der Altmeister wieder einmal im Tabellenkeller wieder. Und ausgerechnet jetzt kommt der nimmersatte Liga-Primus: „Wir müssen einen richtigen Sahnetag erwischen, und die müssen uns auf die leichte Schulter nehmen“, beschrieb Torhüter-Rückkehrer Raphael Schäfer die Voraussetzungen für einen Heimerfolg.
Kleinmachen wollen sich die Franken aber nicht. „Man hat immer eine Chance als Außenseiter. Man muss sie suchen, sich erarbeiten und wenn sie dann da ist, zupacken“, sagte Hecking. Und dann hatte der „Club“-Coach bei der Einschätzung des Derby-Gegners sogar noch eine kleine Spitze parat. „Es ist eine Ansammlung individueller Qualität, die jetzt auch noch entdeckt hat, dass Fußball ein Mannschaftssport ist“, beschrieb der „Club“-Coach süffisant den großen Nachbarn. Rummenigge, Hoeneß und Co. werden es gerne gehört haben.