Finke steht im Regen - FC-Coach Schaefer wirft hin

Köln (dpa) - Nach dem Rückzug von Kölns Trainer Frank Schaefer stand Volker Finke erst einmal im Regen. Am Geißbockheim goss es in Strömen, als der neue Coach des 1. FC Köln beim ersten Training versuchte, seine verunsicherten Profis auf das so wichtige Derby gegen Bayer Leverkusen einzustimmen.

„In dieser außergewöhnlichen Situation gilt es, alle Kräfte zu bündeln“, sagte der 63-Jährige zu seiner Rolle rückwärts. In den vergangenen Tagen hatte er wie bei seinem Amtsantritt als Sportdirektor am 1. Februar eine Rückkehr auf die Trainerbank noch kategorisch ausgeschlossen.

Die Nachricht von Schaefers Demission machte in Köln blitzschnell die Runde. Mehrere hundert Fans verfolgten auf dem Trainingsgelände gespannt die Entwicklungen. Dort verkündete Schaefer den Profis um Kapitän Lukas Podolski seinen Entschluss. Zermürbt von den Chaostagen warf Schaefer drei Runden vor Schluss die Brocken hin und begründete seine konsequente Haltung mit dem Wohlergehen des Vereins: „Aufgrund der letzten Ergebnisse und insbesondere auch der Spielverläufe bin ich zu der Entscheidung gekommen, dass die Mannschaft für die verbleibenden Spiele dringend noch mal eine Veränderung und vor allem neue Impulse braucht.“ Die Lage beim vom Abstieg bedrohten 1. FC Köln war wieder einmal zur Unzeit eskaliert.

Finke war auf dem Platz sofort in seinem Element. Der ehemalige Studienrat für Mathematik und Sport gestikulierte, diskutierte, gab lautstarke Anweisungen und ließ sich auch vom Unwetter nicht stören. Kurz danach erklärte Schaefer in einer improvisierten Pressekonferenz seinen Schritt: „Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass ich der Mannschaft im Moment nicht mehr so weiterhelfen kann, wie ich es für nötig erachte“. Sprach's, trat ab und überließ seinem Interims-Nachfolger das Podium für einen Solo-Auftritt.

Finke soll das kriselnde Team nur bis zum Saisonende in den Spielen gegen Leverkusen, in Frankfurt und zu Hause gegen Schalke 04 betreuen und sich danach wieder seinen Aufgaben als Sportdirektor widmen. „Alle um mich herum waren der Meinung, dass das von allen Optionen die beste war“, sagte der langjährige Freiburger Chefcoach. Geht das Intermezzo schief und der FC steigt zum fünften Mal ab, wird sich auch Finke der Kritik stellen müssen - in doppelter Hinsicht. Dann würde zudem seine eigentliche Rolle als Sportdirektor hinterfragt.

Das Aus von Schaefer kommentierte er wie erwartet: „Ich bedauere seine Entscheidung sehr“, erklärte Finke. In den vergangenen Wochen hatte es Vorwürfe gegeben, er habe sich in die Trainingsarbeit eingemischt und damit die Autorität Schaefers untergraben. Vereinsboss Wolfgang Overath war perplex. Man müsse die Entscheidung akzeptieren „und nun gemeinsam alles daransetzen, in den verbleibenden Spielen den Klassenerhalt zu erreichen“. Vorstand und Geschäftsführung versuchten bis zuletzt, Schaefer umzustimmen. „Leider war das nicht möglich“, sagte Overath.

Die Nerven liegen schon seit Tagen blank. Zur Erfolgslosigkeit und der eklatanten Auswärtsschwäche mit nur sechs Punkten aus 16 Spielen kamen über Ostern unflätige Droh-Schmierereien von einigen FC-Fans am Geißbockheim - der Bundesliga-Premierenmeister von 1964 steht einmal mehr vor den Trümmern einer Saison. Der Abstand zu Relegationsplatz 16 beträgt nur noch drei Punkte.

Dabei galt Schaefer schon als Retter in der Not. Als er am 25. Oktober zum Chefcoach aufstieg und Zvonimir Soldo ablöste, war das Profiteam Tabellenletzter. Dem ehemaligen Kölner U-23-Trainer gelang es, aus einem Haufen von Individualisten ein Team zu formen, das plötzlich neue Qualitäten entwickelte.

Sieben Heimsiege nacheinander, darunter das 3:2 gegen Bayern München und das 4:0 gegen Hannover 96, sprachen lange dafür, dass Schaefer sportlicher Chef bleibt. Doch das Vorhaben scheiterte, vorwiegend aus persönlichen Gründen: Der tief religiöse Fußball-Lehrer hatte nicht damit gerechnet, dass zum Beispiel seine Einstellung zu Fragen des christlichen Lebens so hochgekocht würde, wie dies medial und im Verein geschah. Am Dienstag vergangener Woche verkündete er sein Aus zum Saisonende, jetzt warf er endgültig hin.