Geadelter Teufelskerl Neuer glänzt vor Millionen

Gelsenkirchen (dpa) - Gelobt, gefeiert, umworben. Im Schaufenster Champions League untermauerte Manuel Neuer seinen Ruf, einer der weltbesten Torhüter zu sein. Zum Leidwesen der Bayern dürfte sich der Marktwert des Schalkers noch gesteigert haben.

Selbst der von der Queen zum Ritter geschlagene Sir Alex Ferguson adelte den Hauptdarsteller. „Manuel Neuer ist unglaublich. Das war wahrscheinlich die beste Leistung, die ich jemals von einem Torhüter in einem Spiel mit meiner Mannschaft gesehen habe“, schwärmte der erfahrene Trainer von Manchester United im Anschluss an das 2:0 (0:0) im Champions-League-Halbfinale beim FC Schalke 04. Von einem möglichen Interesse des englischen Fußball-Renommierclubs an dem Teufelskerl wollte Ferguson jedoch angeblich nichts wissen: „Ich glaube, er geht woanders hin.“

Im internationalen Schaufenster lief Neuer vor einem Millionen-Publikum an den TV-Schirmen zu Höchstform auf. Allein sein Privatduell mit Gäste-Stürmerstar Javier Hernández, den er mit Paraden im Minutentakt zur Verzweiflung trieb, sorgte für ungläubiges Staunen. Der überragende Auftritt des Weltklassekeepers wird den FC Bayern München in dem Vorhaben bestärken, Neuer schon vor Ablauf seines bis 2012 datierten Vertrages zu verpflichten. Allerdings dürfte der Preis für den Wunschkandidaten seit Dienstagabend noch einmal beträchtlich gestiegen sein.

Nicht erst seit Neuers Erklärung in der Vorwoche, seinen Vertrag „auf Schalke“ nicht verlängern zu wollen, hat der Poker begonnen. Mit deutlichen Aussagen ließ Horst Heldt erkennen, dass den Münchnern harte Verhandlungen ins Haus stehen. „Ich denke, wir haben den weltbesten Torhüter. Warum - in Gottes Namen - sollte man auf die Idee kommen, diesen Spieler gehen zu lassen?“, kommentierte der Schalker Sportvorstand die vielen Fragen nach dessen Zukunft.

Noch verspürt Heldt wenig Lust, den eigentlich unverzichtbaren Leistungsträger schon vor der kommenden Saison ziehen zu lassen: „Wir haben einen Vertrag. Alles andere sind Überlegungen von anderen Vereinen und Wünsche anderer Leute.“ Verbale Rückendeckung erhielt Heldt von seinem einstigen Vorgesetzten Felix Magath: „Wenn ich noch Trainer bei Schalke wäre, dann wäre zu 100 Prozent klar, dass Manuel Neuer auch noch nächste Saison dort spielt“, kommentierte der vor wenigen Wochen von Gelsenkirchen nach Wolfsburg gewechselte Coach in der „Sport Bild“.

Kategorisch ausschließen wollte Heldt einen Transfer des Schlussmanns jedoch nicht: „Ich kenne die Mechanismen des Geschäfts. Wenn einer 100 Millionen bietet, können Sie nicht von mir verlangen zu sagen, Neuer ist dennoch unverkäuflich.“

Es spricht für die mentale Stärke von Neuer, dass er auf die vielen Spekulationen seit Wochen mit stoischer Ruhe und anhaltend starken Leistungen reagiert. Wie zuletzt hielt er sich auch am Dienstagabend mit konkreten Aussagen zu seiner Zukunft zurück. „Wir haben noch große Ziele wie das Pokalfinale. Mit anderen Sachen werde ich mich jetzt nicht beschäftigen.“

Auch Joachim Löw reihte sich in die Schar der Lobenden ein. „So eine Situation scheint ihm nichts auszumachen. Welche Nervenstärke er jetzt auch mit sich bringt, das hat man ja eigentlich schon bei der WM gesehen. Da hat er großartig gehalten und diesem Druck standgehalten wie auch jetzt“, sagte der Bundestrainer in einem „Sat.1“-Interview.