„Footbonaut“ soll Hoffenheim in neue Sphären führen
Zuzenhausen (dpa) - Der Countdown läuft. Er besteht aus fünf Hupsignalen, die so blechern klingen wie Geräusche im Raumschiff Enterprise. Es folgt ein Piepton, ein rotes Licht geht an und schon sieht sich Jiloan Hamad von 1899 Hoffenheim unter Beschuss.
Ein Ball fliegt auf den Profi zu, der in der Mitte eines 14 mal 14 Meter großen Käfigs das Zuspiel von der Seite erwartet. Der Offensivmann nimmt den Ball an, dreht sich hin zu einem grün aufleuchtenden Lichtband und schiebt die Kugel in das dazu gehörige quadratische Fenster von eineinhalb Metern Kantenlänge. Und schon kommt der nächste Ball geflogen: Übungssession mit „Footbonaut“ - Fußballtraining vom anderen Stern.
„Es ist eine fantastische Maschine“, schwärmt Hamad nach seiner dritten Einheit in und mit der Hightech-Anlage. Sie ähnelt vom Grundprinzip her einer Ballmaschine im Tennis. In der Mitte jeder der vier Käfigseiten sind je zwei Wurfroboter installiert, die nach dem Zufallsprinzip Bälle mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Kilometern in der Stunde aufs Feld schleudern können - direkt, im Bogen, mit Effet. Der Spieler muss reagieren und den Ball in eines der insgesamt 64 Quadrate schießen. Talente wie Profis schulen auf diese Weise Handlungsschnelligkeit, Technik und Stressresistenz, erläutert Bernhard Peters, der Direktor für Sport und Nachwuchsförderung in Hoffenheim.
Ende Januar hat der Dorfclub aus dem Kraichgau die neue Anlage in Betrieb genommen. In nur drei Wochen Bauzeit ließ der für Innovationen schon immer empfängliche Vereinsmäzen Dietmar Hopp für drei Millionen Euro Gesamtkosten die Halle mitsamt computergesteuerter Ballmaschine auf dem hochmodernden Trainingszentrum in Zuzenhausen errichten. „Wir haben hier den Footbonauten 2.0“, sagt IT-Fachmann Rafael-Björn Hoffner.
Die erste Generation des Geräts, das der Berliner Tüftler Christian Güttler erfunden hat und das derzeit auch in Katar gebaut wird, steht seit eineinhalb Jahren beim Konkurrenten Borussia Dortmund. Mario Götze, Marco Reus oder auch Jakub Blaszczykowski haben mit dem Zauberwürfel ihre Technik vervollkommnet oder sich nach Verletzungen wieder in Form gebracht.
„Der Footbonaut ist ideal für Spieler in der Reha, Defizite lassen sich durch spezielles Training beheben“, sagt Peters und preist als weitere Vorzüge die Möglichkeit der Datensammlung. Auf der Basis der ermittelten Werte lasse sich die Belastung dann individuell anpassen. Die Apparatur arbeite mit künstlicher Intelligenz, sagt Peters. In Hoffenheim hat die Zukunft längst begonnen.