Fränkisches Kräftemessen auf unterstem Niveau
Fürth (dpa) - Einzig die großen Emotionen waren erstligareif. Mike Büskens führte sich nach dem torlosen Remis seiner Fürther im 255. Frankenderby gegen den 1. FC Nürnberg auf wie ein Irrwisch, als er sich über die kurze Nachspielzeit echauffierte.
Sein Gegenüber Dieter Hecking hatte schon in den 90 vorangegangenen Minuten seine Energie wild gestikulierend vor der Trainerbank verschossen. Die Brisanz im allerersten Bundesligaduell der Lokalkontrahenten war jederzeit allgegenwärtig, der Kampfgeist überragte alles. Was dafür am Samstag fehlte, waren fußballerische Klasse und Kreativität, von genialen Momenten mal ganz zu schweigen. Und so war die Partie auch ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass sich beide Frankenvereine erhebliche Sorgen um den Ligaverbleib werden machen müssen.
„Es war so wie erwartet: Hektisch, es gab keinen Spielfluss, es war ein reines Kampfspiel“, kommentierte Hecking - und es klang fast so, als hätte er seiner Mannschaft schon im Vorhinein gegen die noch schlechter platzierten Fürther sowieso nicht mehr zugetraut. Was der „Club“ den 18 000 Zuschauern offenbarte, war biederster Fußball, zeitweise fast Gebolze - jedenfalls nichts, was es verdient, mit dem Markenlabel Bundesliga in Verbindung gebracht zu werden. „Spielerisch müssen wir natürlich absolut nachlegen. Wir haben überhaupt keine Torchance gehabt“, klagte Verteidiger Per Nilsson.
So kam es, dass die Fürther ausgerechnet gegen den großen Nachbarn nah dran waren am ersten Bundesliga-Heimsieg. Sie schafften ihn trotz klarer Feldüberlegenheit nicht, weil sie mal wieder die Abgeklärtheit vermissen ließen, die nötig ist, um auf Dauer zu bestehen. Allein der emotionale Vorkämpfer Gerald Asamoah, gestählt aus unzähligen Derbys mit Schalke 04 und dem FC St. Pauli, vergab zwei Großchancen.
„Machst du das Ding rein, bist du der Held. Machst du das Ding nicht rein, hast du versagt“, meinte der einstige Nationalspieler mit großen Augen - und ließ durchblicken, sich diesmal ganz sicher nicht als Held zu fühlen. „Das ist bitter, man muss manchmal halt eiskalt sein“, sagte Asamoah. Auch nach inzwischen fast einer ganzen Hinrunde in der Beletage fehle es dem Aufsteiger weiter am „Knockout“-Faktor, erkannte der bullige Angreifer. Was bleibt, ist Trotz: „Wir wissen, keiner glaubt an uns. Die meisten haben uns schon abgeschrieben, das muss uns stark machen.“ Ob ein neuer Sturmkonkurrent im Winter für Besserung sorgen könne? „Wenn Sie mir versprechen, dass wir mit dem mehr Punkte holen, dann wollen wir das.“
Vielleicht wäre Nürnbergs Per Nilsson der passende Mann für eine Prognose - der Schwede bewies diesmal vorausschauende Fähigkeiten: „Ich habe vor dem Spiel zu einigen in meiner Mannschaft gesagt, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass ein oder zwei Rote Karten ausgeteilt werden.“ Was dann in der hitzigen Partie auch passierte: Erst sah Nürnbergs Markus Feulner (35. Spielminute) Rot, dann Fürths Sercan Sararer (61.) Gelb-Rot. Letzterer Platzverweis war zwar umstritten. Aber es passte ins Bild einer zeitweise hässlichen Partie, dass hinterher TV-Bilder offenbarten, wie Sararer zuvor in einer anderen Szene in die Richtung von Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer gespuckt hatte. Was ungeahndet geblieben war.