Fragen und Antworten zum Urteil gegen St. Pauli
Berlin (dpa) - Fußball-Bundesligist FC St. Pauli muss wegen des Becherwurf-Skandals das nächste Heimspiel gegen Werder Bremen am 23. April ohne Zuschauer austragen.
Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bestätigte den Antrag des DFB- Kontrollausschusses. Der Verein legte umgehend Einspruch ein.
Mit welcher Begründung fällte der DFB das Urteil?
Ziel der Verbandsrichter ist vor allem auch die Abschreckung. Die Sanktion sei auch aus generalpräventiven Gesichtspunkten erforderlich und solle künftigen Rechtsverletzungen vorbeugen, erklärte der Sportgerichtsvorsitzende Hans E. Lorenz am Freitag. „Die Verursachung eines Spielabbruchs stellt einen schweren Eingriff in das Spielgeschehen und den Wettbewerb dar und kann nur mit einer konsequenten Sanktion geahndet werden“, begründete Lorenz.
Welcher Schaden entsteht dem FC St. Pauli?
Den Verein erwartet eine finanzielle Einbuße von rund 750 000 Euro, da das Nord-Derby gegen die Bremer mit rund 24 400 Zuschauern ausverkauft war. Zudem muss der abstiegsgefährdete Club in seinem vorletzten Heimspiel auf die moralisch wichtige Unterstützung seiner Fans am Millerntor verzichten.
Warum dürfen auch Gäste-Fans nicht ins Stadion?
Der Sportgerichtsvorsitzende Lorenz erklärte dazu: „Wir haben uns auch gedanklich intensiv mit dem Ausschluss der Gäste-Fans auseinandergesetzt und mit bewusst konsequenten Sanktionen im Urteil begründet.“ Eine Zulassung der Werder-Anhänger würde „einen finanziellen Vorteil für St. Pauli bedeuten und den sportlichen Wettbewerb verzerren. Wer garantiert uns denn, dass nur diese Fans auf den Tribünen stehen würden. Es ist doch nicht auszuschließen, dass sich auch Fans des Gastgebers darunter befinden könnten, die auf irgend einem Weg Eintrittskarten erworben hätten“, ergänzte Lorenz.
Die Werder-Fans fühlen sich allerdings zu Unrecht bestraft. „Das ist ein Urteil, das ich als sehr schwierig empfinde. Es sind Fans betroffen, die dafür nicht verantwortlich sind“, erklärte Thomas Hafke, hauptamtlicher Mitarbeiter beim Bremer Fanprojekt. Auch die organisierten Fanclubs reagierten kritisch auf die Aussperrung.
Was passiert mit den bereits verkauften Karten und haben Dauerkarten-Inhaber Anspruch auf eine Rückerstattung?
„Darüber werden wir nach dem Ergebnis der mündlichen Verhandlung entscheiden“, sagte Teammanager Christian Bönig. Die Geschäftsbedingungen sollen eine Erstattung der gekauften Karten nur im Fall eines Spielausfalls vorsehen. Die Partie gegen Werder findet jedoch statt. Dennoch will der FC St. Pauli den Fans entgegenkommen. „Ich kann mir schlecht vorstellen, dass wir den Leuten das Recht auf Rückerstattung der Ausgaben verweigern würden“, sagte Bönig.
Was passiert mit dem Becherwerfer?
Der Becherwerfer war von Zeugen identifiziert worden, die sich beim Verein gemeldet hatten. „Regressforderungen ziehen wir in Erwägung. Das hängt aber davon ab, welche Kosten uns entstehen, wie viele Fans tatsächlich ihre Karten zurückgeben“, erklärte Teammanager Bönig. Viele Fans haben schon angedeutet, auf eine Erstattung aus Solidaritätsgründen verzichten zu wollen.
Was bedeutet das Urteil für die TV-Rechte-Inhaber?
Das „Geisterspiel“ wird regulär vom Bezahlsender Sky live übertragen. Auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen werden Bilder zu sehen sein. Akkreditierte Journalisten oder Ordnungskräfte haben ebenfalls Zugang zum Stadion.