Franken-Derby: Hecking will „Revanche“
Fürth (dpa) - So viel Brisanz war selbst im traditionsreichsten Derby Deutschlands selten. Erstmals steigt der Franken-Gipfel in der Bundesliga, und angesichts der wenig erfolgreichen Saison der Traditionsclubs SpVgg Greuther Fürth und 1. FC Nürnberg wird das 255. Kräftemessen zum Abstiegsduell.
Und dann ist da ja auch noch die bittere Heimpleite der Nürnberger vor knapp einem Jahr im DFB-Pokal gegen den damaligen Zweitligisten. „Wir wollen die Revanche. Die Bilder vom Pokalspiel sind uns gegenwärtig“, sagte Trainer Dieter Hecking.
Tristesse oder Traum-Wochenende: Kaum auszudenken, Neuling Fürth würde ausgerechnet gegen den Nachbarn den ersten Bundesliga-Heimsieg perfekt machen. „Ganz Fürth steht hinter uns. Das macht uns stark und gibt uns Kraft“, erklärte Helmut Hack. Doch nach bisher nur einem Punkt im heimischen Ronhof und schon deutlichem Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze wird es für das Team von Coach Mike Büskens langsam ernst im Tabellenkeller. „Klar ist eins: Wir müssen endlich mal dafür sorgen, dass die Punkte hierbleiben“, betonte Hack.
Doch da hat Nürnberg bei der kürzesten Auswärtsreise seiner langen Bundesliga-Geschichte etwas dagegen. Nach dem verdienten Remis gegen Spitzenreiter FC Bayern München kann der „Club“, der bisher noch nicht überzeugen konnte, mit neuem Selbstvertrauen in das Duell gehen. „Wir sind richtig gut drauf und freuen uns“, sagte Hecking. „Das sind die Festtage, die die tägliche Arbeit belohnen.“
Die jüngste Schmach soll natürlich vergessen gemacht werden. „Die Vorgeschichte aus dem Derby im DFB-Pokal tut immer noch richtig weh“, gestand „Club“-Sportvorstand Martin Bader in der Erinnerung an das 0:1 im Dezember 2011 und stellte klar: „Wir wollen nicht in die Geschichte eingehen als der Verlierer im ersten Bundesliga-Derby der beiden fränkischen Clubs.“ Historisches ist angesagt, doch Hecking warnt seine Profis davor, zu ungestüm in die Partie zu gehen. „Emotion alleine wäre ein schlechter Ratgeber. Wir müssen kühlen Kopf bewahren. Wir dürfen nicht übertouren.“
Ähnliches wird auch Büskens seinem Team mit auf den Weg geben. „Jetzt ist genug geredet worden. Jetzt wird es Zeit, dass der sportliche Teil beginnt“, sagte der Coach, der wieder auf Thomas Kleine, Milorad Pekovic und Gerald Asamoah zurückgreifen kann.
Fürth, das zwei Tage vor dem Derby den Verbleib an seiner Heimat Ronhof bis 2040 verkünden konnte, weist dem großen Nachbarn die Favoritenrolle zu. „Wir sind auch am Samstag Außenseiter“, sagte Hack. „Man muss bedenken, dass wir Vorletzter sind, dass der Club mit ein paar Ausnahmen seit ewigen Zeiten in der 1. Liga ist. Dort ist in allen Bereichen eine enorme Bundesliga-Erfahrung vorhanden. Wir sind noch in der Phase, in der wir diese Erfahrungen erst sammeln.“
Bei aller Rivalität hoffen beide Seiten auf ein ungetrübtes Fußball-Fest. „Wir werden alles tun, um so viel Sicherheit wie möglich zu gewährleisten. Das Spiel hat die Sicherheitsstufe eins - die höchste, die denkbar ist“, sagte Hack. „Ein Derby lebt von Emotionen. Aber die Rivalität muss sportlich bleiben“, ergänzte Büskens. Unvergessen sind die hässlichen Szenen nach dem Pokalspiel, als Nürnberger Anhänger Jagd auf Fürther Fans machten. „Wir freuen uns alle auf das Spiel. Wichtig ist, dass das Ganze in einem friedlichen Rahmen verläuft“, sagte Fürths Lizenzbereich-Leiter Martin Meichelbeck.
Dass es neben dem Franken-Derby noch ganz andere Nachbarschaftsduelle gibt, bewiesen übrigens Hecking und sein Gegenüber Mike Büskens im „Kicker“-Interview. „Westfalia Soest gegen Soester SV“, sagte Hecking zur Frage nach seinem ganz persönlichen Derby. Da ließ sich Büskens nicht lange bitten: „Okay, dann sage ich Alemannia 08 Düsseldorf gegen Rheinfranken.“
255. Franken-Derby: Zwei Lokalrivalen im Porträt:
1. FC Nürnberg:
Gründung: 1900
Erfolge: 9 deutsche Meistertitel (1920, 1921, 1924, 1925, 1927, 1936, 1948, 1961, 1968), 4 Pokalsiege (1935, 1939, 1962, 2007)
Trainer: Dieter Hecking
Sportmanager: Martin Bader
Zuschauerschnitt laufende Saison: 44 787
Mitgliederzahl: 13 900
SpVgg Greuther Fürth:
Gründung: 1903
Erfolge: 3 deutsche Meistertitel (1914, 1926, 1929)
Trainer: Mike Büskens
Leiter Lizenzbereich: Martin Meichelbeck
Zuschauerschnitt laufende Saison: 17 762
Mitgliederzahl: 2500