Frankfurts Bester: Torwart Trapp träumt von der WM
Frankfurt/Main (dpa) - Auf den ersten Blick sieht ein 0:0 gegen Nürnberg wie ein Punktverlust für Eintracht Frankfurt aus. Tatsächlich aber kann sich der Verein bei seinem Torwart Kevin Trapp bedanken, dass er dieses Spiel nicht verlor.
Der 22-Jährige spielt eine herausragende Saison.
Dieser Ball war schwerer zu halten als jeder Elfmeter. Aus vollem Lauf kam Nürnbergs Mike Frantz in der 22. Minute zum Schuss, noch dazu völlig unbedrängt und nur zehn Meter vor dem Torwart von Eintracht Frankfurt. Doch Trapp wehrte auch diesen Ball ab und rette seiner Eintracht mal wieder ein Spiel - auch wenn es nur ein müdes 0:0 gegen den 1. FC Nürnberg war. Der 22-Jährige ist in dieser Rückrunde der bislang beste Frankfurter Spieler und wahrscheinlich auch der spektakulärste Schlussmann der gesamten Fußball-Bundesliga. Trapp hat aber auch ein Problem: Er kommt aus dem Torhüter-Wunderland Deutschland, das in Serie Hochbegabte wie Manuel Neuer, René Adler oder auch ihn produziert. Und so kann es passieren, dass Trapp über Monate hinweg herausragende Leistungen bringt - und am Ende nicht zur WM 2014 fährt oder bei der U21-EM in diesem Jahr nur auf der Bank sitzt.
„Wenn wir eines nicht brauchen in Deutschland, dann sind das Torhüter aus dem Ausland“, sagte Frankfurts Trainer Armin Veh nach dem Nürnberg-Spiel dazu. Die Nationalmannschaft hat zurzeit die Wahl zwischen Neuer, Adler, Marc-André ter Stegen oder Ron-Robert Zieler. In der U21 kämpft Trapp mit Bernd Leno und Oliver Baumann um den Platz im Tor. „Kevin hat es nicht so einfach, weil noch viele andere Gute da sind“, meinte Veh. „Aber er ist einer der Besten in der Bundesliga. Ich halte ihn sowieso für den Besten.“
Veh hat im Laufe dieser Saison schon viele nette Sätze über Trapp gesagt. Der netteste war: „Wenn ich selbst keine Kinder hätte, würde ich ihn adoptieren.“ Auch am Samstag lobte der Trainer noch einmal ausgiebig die Leistung („Er hat uns heute im Spiel gehalten“), die Perspektiven („Er ist keine Eintagsfliege“) und vor allem die Bodenständigkeit seines Torwarts („Er hat eine Super-Mentalität“).
Wie zur Bestätigung gab sich Trapp auch nach seiner nächsten herausragenden Leistung gewohnt bescheiden. Die WM 2014? „Ist noch ein bisschen weit weg“, sagte er. „Natürlich ist das der Traum eines jeden Spielers, aber es gab noch kein Gespräch mit Joachim Löw.“ Die Situation in der U21? „Ich versuche mich den Trainern anzubieten.“ Und seine vielen Paraden gegen Nürnberg? „Es ist meine Aufgabe, der Mannschaft zu helfen. Wichtig ist, dass wir nicht verloren haben.“
Genau wie Roman Weidenfeller oder Tim Wiese kommt Trapp aus der Torwartschule des 1. FC Kaiserslautern, der berühmt-berüchtigte Gerry Ehrmann hat ihm dort seine bemerkenswerten Reflexe und einen unbeugsamen Willen antrainiert. Anders als Wiese hat der Frankfurter sein Spiel aber weiterentwickelt, nachdem er den FCK im vergangenen Sommer verlassen hatte. „Diese brutale Ruhe - da habe ich ganz viel von Oka Nikolov gelernt“, sagte Trapp. „Das Training hier ist super. Ich hole mir in der Woche die Sicherheit für die Bundesliga.“
Diesmal bekam das der 1. FC Nürnberg zu spüren. Der „Club“ legte ein bemerkenswert selbstsicheres Auswärtsspiel hin, scheiterte aber auch viermal in aussichtsreicher Situation an Trapp. „Wir sind ein bisschen hin- und hergerissen“, sagte Trainer Michael Wiesinger deshalb auch. „Unter dem Strich war für uns mehr drin, weil wir vor allem in der ersten Halbzeit einige Chancen liegen gelassen haben. Aber der Punkt hilft uns auch weiter.“