„Abhaken“ - Fürther sind zurück im Pleiten-Alltag
Fürth (dpa) - Verlieren ist für Greuther Fürth längst zur Routine geworden. Das vertraute Gefühl des Scheiterns haben Profis und Offizielle beim abgeschlagenen Bundesliga-Schlusslicht inzwischen verinnerlicht - nach schon 13 Saisonpleiten.
Und so wollte sich auch kein Franke recht über das 0:1 gegen den VfL Wolfsburg echauffieren - schließlich gehören Niederlagen zum Fürther Fußball-Alltag wie Siege für den FC Bayern. „Das müssen wir abhaken, aber ab morgen geht's weiter“, bilanzierte der Sportliche Leiter Rouven Schröder knapp.
Verteidiger Lasse Sobiech analysierte beachtlich rational, dass die Wolfsburg-Partie „wahrscheinlich mit das Schlüsselspiel“ in der Rückrunde gewesen sei. Es ging verloren. Egal! „Wir sind trotzdem irgendwie von uns überzeugt“, befand der U-21-Nationalspieler. Torwart Wolfgang Hesl setzte noch einen drauf: Der 27-Jährige sprach gar davon, „Mut“ mitgenommen zu haben aus dem verlorenen Match gegen einen direkten Kontrahenten im Abstiegskampf. Warum? „Weil auch andere Teams im Kampf um den Relegationsplatz verloren haben.“
Horrende zwölf Punkte groß ist der Fürther Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsrang - weiterhin nur vier Zähler sind es aber zum Tabellen-16. Hoffenheim, der nach jetzigem Stand am Saisonende in zwei Duellen mit dem Zweitliga-Dritten noch den Klassenverbleib sichern könnte. Allein der geringe Abstand zur Millionentruppe aus dem Kraichgau verhindert eine zeitnahe Selbstaufgabe der äußerst engagierten, aber qualitativ schlichtweg kaum bundesligatauglichen Fürther. „Es ist schlecht, wenn man auf andere gucken muss. Aber es ist halt so“, kommentierte Schröder.
Wirklich erschrecken konnte die Gastgeber am Samstag nur kurz Gerald Asamoahs Kollaps in der Kabine: Der Stürmer brach mit Verdacht auf einen allergischen Schock zusammen, der Krankenwagen rollte am Abend an. Im Anschluss war Asamoah schnell wieder auf den Beinen.
Zuvor hatte er mit seinen Teamkollegen eine der besseren Vorstellungen gezeigt. Fürth hatte mehr vom Spiel und ein halbes Dutzend dicker Chancen. Vor dem Tor fehlten aber wie schon in der gesamten Saison Cleverness und der Tick Kaltschnäuzigkeit. „Die letzte Konsequenz fehlt einfach. Das ist sehr bitter, trotzdem geht's wieder weiter“, urteilte Schröder. Trainer Mike Büskens durfte das gewohnte Heimspielfazit ziehen: Ordentlich gespielt, Tore nicht gemacht, verloren. „Da müssen wir sicher noch zulegen.“ Allerdings.
Immerhin: „Die Mannschaft hat ihr Herz in beide Hände genommen, um der Tabelle ein anderes Gesicht zu geben“, philosophierte der Coach. Und wirkte bei der Pressekonferenz vor seinem Mikro wie eine Kopie seiner selbst, die seit Saisonbeginn ständig neu abgespielt wird. Mit wenigen Ausnahmen: Bei der jüngsten 0:3-Heimniederlage gegen Mainz 05 war Fürth vollkommen chancenlos. Beim überraschenden 2:1 auf Schalke lagen sich die Franken kurzzeitig freudetrunken in den Armen, als hätten sie die Gelsenkirchener in einem harten Pokalfight bezwungen.
Die Bundesliga aber erfordert auf Dauer Konstanz und Qualität - beides ist die Spielvereinigung einfach viel zu oft schuldig geblieben. Den keineswegs hochklassigen Wolfsburgern reichte eine gute Kombination über Diego und den Portugiesen Vieirinha, die der Niederländer Bas Dost (23. Minute) zum Siegtreffer nutzte. Unter dem Strich war's die achte Fürther Niederlage im elften Heimspiel. „Jetzt gehen wir mit einem Gefühl, das nicht gut ist, in die nächsten Wochen“, sagte Sobiech. Aber auch das sind sie gewohnt in Fürth.