Kriselnder VfB nach 1:4 gegen Bremen am Tiefpunkt
Stuttgart (dpa) - Fehler über Fehler, vermeidbare Gegentore, eine klägliche Chancenverwertung, kein Selbstvertrauen und als Folge Niederlagen am laufenden Band: Der VfB Stuttgart durchleidet eine handfeste Krise - und eine Trendwende ist nicht in Sicht.
Nach der 1:4 (0:1)-Pleite gegen Werder Bremen rutschten die Schwaben Richtung Abstiegszone. „Es kann nur noch besser werden. Zur Zeit sieht es nicht gut für uns aus“, lamentierte der seit Wochen unter Ladehemmung leidende einstige Tor-Garant Vedad Ibisevic. Kapitän Serdar Tasci stöhnte angesichts der fünften Niederlage nacheinander: „Schlechter geht es eigentlich nicht.“
Nur einmal leistete sich der Fußball-Bundesligist in seiner Geschichte eine noch längere schwarze Serie: Unter Trainer Egon Coordes verlor der VfB 1987 sogar siebenmal in Folge. Wenn sich die völlig verunsicherte Mannschaft nicht schleunigst mehr Selbstvertrauen verschaffen kann, könnte sie diesen Negativrekord brechen und in reale Abstiegsgefahr geraten.
„Wir stecken in einer sehr schwierigen Situation“, räumte Sportdirektor Fredi Bobic sichtlich geschockt ein. „Es wird ein harter Weg, da wieder rauszukommen.“ Noch liegt der Tabellen-14. neun Zähler vor seinem nächsten Gegner Hoffenheim. Für Bobic ist indes keineswegs garantiert, dass dem VfB dort das dringend benötigte Erfolgserlebnis gelingt: „Wenn man in einer Negativspirale steckt, ist das schwer zu stoppen.“
Gegen Werder deutete nach einem schwungvollen Auftakt zunächst vieles auf die ersehnte Wende hin. Gut 20 Minuten lang dominierte der VfB das Geschehen, drängte Bremen in die Defensive, vergab aber auch leichtfertig zwei Großchancen. „Der VfB hat richtig forsch losgelegt. In zwei schwierigen Situationen hatten wir Glück“, räumte Trainer Thomas Schaaf ein. Stuttgarts Schlussmann Sven Ulreich monierte: „Wir kriegen es nicht auf die Reihe, 90 Minuten lang guten Fußball zu spielen.“
Als Bremen stärker aufkam und sich immer mehr Möglichkeiten erspielte, war es um die Schwaben geschehen. Edelreservist Mehmet Ekici mit einem Doppelpack (34. und 74. Minute), Aaron Hunt (60.) und Kevin de Bruyne (90.+2) profitierten von den „zu vielen individuellen Fehlern“, wie Bruno Labbadia klagte. Der VfB-Coach stimmte zu, dass man von einer sportlicher Krise sprechen könne: „Klar, mit fünf Niederlagen hintereinander, davon vier in der Rückrunde, können wir nicht zufrieden sein.“
Wie in den Partien zuvor leiteten auch gegen Bremen Routiniers mit Patzern die Pleite ein. „Das hat uns das Genick gebrochen“, konstatierte Labbadia. Stratege William Kvist, im Vorjahr noch der Stabilisator, gestand nach seinem x-ten Aussetzer in der Rückrunde: „Der Fehler war dumm und frustrierend.“ „Sechser“-Kollege Christian Gentner bezeichnete es als „brutal, wie naiv wir uns anstellen“.
Eines der Stuttgarter Hauptprobleme ist die extrem hohe, häufig zu Gegentoren führende Fehlerquote, wofür das halbe Team verantwortlich ist. „Fehler können natürlich passieren“, meinte Ibisevic. „Aber doch nicht in jedem Spiel.“ Der quirlige Ibrahima Traoré, der mit seinem sehenswerten Ausgleich (50.) nur vorrübergehend Hoffnung auf ein Ende der schwarzen Serie wecken konnte, sagte: „Wir sind in einen schlechten Lauf gekommen. Schon kleine Fehler verunsichern uns.“ Bremen nutzte dies gnadenlos zum zweiten Sieg nacheinander. Das war den Norddeutschen letztmals im November 2011 vergönnt.