Freiburgs Moral trotz sportlicher Misere intakt
Freiburg (dpa) - Ein Trainerrauswurf ist kein Thema, von Panik keine Spur: Obwohl der SC Freiburg in seiner Bundesliga-Geschichte noch nie so schlecht gestartet ist, herrschen beim immer noch sieglosen Tabellenvorletzten weiterhin Ruhe und Zuversicht.
Coach Christian Streich, die Vereinsführung und die Fußballprofis sind davon überzeugt, die bedrohliche Lage gemeinsam meistern zu können.
„Vier Punkte nach acht Spielen ist ziemlich wenig“, räumte Streich nach dem 1:1 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt ein. „Aber für die Moral war dieses Unentschieden sehr wichtig.“ Es war schon beeindruckend, wie die personell extrem geschwächten Freiburger gegen die starken Frankfurter auch den Rückschlag durch Christian Günters Eigentor zum 0:1 (64. Minute) wegsteckten. „Die Jungs haben alles gegeben. Wir sind völlig auf Kante gegangen“, beschrieb Streich den enormen Kraftakt, nachdem Nicolas Höfler der kaum noch für möglich gehaltene späte Ausgleich (86.) geglückt war. „Wir haben das 1:1 verdient.“
Trotz der erfolgreichen Aufholjagd, großartiger Moral und Kampfeskraft sowie teilweise guter Spielansätze gehört der Sportclub neben Aufsteiger Eintracht Braunschweig und den kriselnden Nürnbergern zu den ersten Abstiegskandidaten. Nach dem ersten Saisonviertel zeigt sich, dass die Badener den Abgang eines halben Dutzend Stammspieler sowie den Ausfall eines verletzten bzw. gesperrten Sextetts nicht kompensieren können, zumal die Dreifachbelastung Liga, DFB-Pokal und Europapokal die Anforderungen gewaltig erhöht hat.
„Wir haben immer alles gegeben“, versicherte der trotz der kritischen Situation keinesfalls entmutigt wirkende Streich nach dem siebten Spiel in 20 Tagen. In den letzten Wochen seien „teilweise furchtbare Dinge“ passiert. „Ich kann es nur immer wieder sagen: Wir sind halt schon in Freiburg“, forderte der Trainer Verständnis für die speziellen Bedingungen im Breisgau.
SC-Präsident Fritz Keller schätzt die Situation wie der von ihm bedingungslos gestützte Streich ein. „Letztendlich muss man mit dem Punkt zufrieden sein“, urteilte der Weinhändler, auch wenn drei Zähler angesichts der prekären Tabellensituation besser gewesen wären. Aber weder Klassenerhalt noch Coach sind für Keller ein Thema: „Wir lassen die Flügel nicht hängen.“
Die Freiburger wissen, dass ihnen eine lange und beschwerliche Aufholjagd bevorsteht, sehen das aber nüchtern. „In der Situation ist es egal, ob wir auf Platz 15 oder 16 stehen. Es zählt nur, wie wir spielen“, meinte Höfler. Hier machte der Auftritt gegen Frankfurt Mut, von den ersten, grausamen 20 Minuten einmal abgesehen. „Man hat mal wieder gesehen, dass uns nicht sehr viel fehlt“, urteilte Kapitän Julian Schuster.
Armin Veh munterte den Gegner ebenfalls auf: „Freiburg kann gut kicken, das machen sie gut.“ Keinerlei Verständnis hatte der Eintracht-Trainer für die Gesänge „Wir woll'n euch kämpfen seh'n“ einiger SC-Anhänger. Das sei „voll bescheuert“, wenn man sehe, wie aufopferungsvoll der Tabellenletzte agiert habe.