Friedrich: Karriere offen - Gerüchte „komisch“
Berlin (dpa) - Derzeit genießt Arne Friedrich nach zwölf Jahren Profigeschäft das Urlaubsgefühl. Ob der 82-fache Nationalspieler nochmals in den bezahlten Fußball zurückkehrt, ist noch immer offen.
Möglich ist auch ein Karriereende mit 32. „Da gibt es noch keinen neuen Stand. Ich möchte ganz genau überlegen, in welche Richtung es gehen soll. Ich nehme mir alle Zeit, die ich brauche und werde dann entscheiden, wie es weiter geht“, sagte der Ex-Wolfsburger in der rbb-Sendung „Sportplatz“.
Friedrich hatte sich im September nach anhaltenden Bandscheibenproblemen trotz Operation mit dem VfL auf eine Vertragsauflösung geeinigt. Plötzlich war er von der großen Bühne verschwunden. Jetzt sprach er über dieses sportliche Ende und auch über das Thema Homosexualität im Fußball. Dass sein Name wie auch die anderer Nationalmannschaftskollegen immer wieder im Zusammenhang mit Homosexualität auftauchen, verwundert Friedrich. „Es ist schon sehr komisch, wenn man im Internet Namen als Suchwörter eingibt und da steht dann direkt 'schwul' dahinter. Ich bin seit zehn Jahren mit meiner Freundin zusammen und sehr glücklich“, sagte er.
Das Verhältnis zu Wolfsburg und zu Trainer Felix Magath sei in Ordnung, unterstrich der 32-Jährige: „Ich glaube, dass wir eine sehr professionelle Zeit hatten, es ist jetzt nicht so, dass der ein oder der andere irgendwelchen Dreck hinterher schmeißen muss.“ Er habe viel gelernt von Magath: „Er ist mit Sicherheit ein Trainer des alten Schlages, wo man ein bisschen mehr beißen muss, wo vielleicht andere Dinge als Taktik mehr im Vordergrund stehen.“
Wenig Verständnis hat Friedrich dagegen für kritische Aussagen seines Ex-Arbeitgebers Hertha, nachdem der gebürtige Niedersachse nach dem Abstieg der Berliner 2009 den Club verlassen hatte. „Ich kann das nicht nachvollziehen. Jeder muss meine Entscheidung respektieren“, betonte Friedrich. „Ich bin sehr, sehr lange in Berlin geblieben, habe in der Zeit mehrere Angebote ausgeschlagen.“ Deswegen könne er nicht nachvollziehen, dass es verwerflich sei, nach neun Jahren den Verein zu verlassen.
„Für mich war insgesamt sehr wichtig, dass ich weiter in der Nationalmannschaft spielen kann“, sagte Friedrich, der derzeit im Alltag weiter gegen seine Rückenprobleme ankämpft. Zuletzt lief der Abwehrspieler, der 2010 bei der WM in Südafrika nochmals zu den Führungskräften gehört hatte, im Juni diesen Jahres beim 2:1-Sieg in der EM-Qualifikation in Österreich (2:1) für Deutschland auf.
Dass Nationalspieler wie er oder Kapitän Philipp Lahm in Gerüchten mit Homosexualität in Verbindung gebracht werden, seien Dinge, „mit denen lebt man einfach“, meinte Friedrich. „Ich habe keinen Spieler erlebt, von dem ich überhaupt meinen könnte, dass der schwul ist, aber wenn es so sein sollte, wäre das auch okay.“ Allerdings sei es „nicht einfach, gerade im Fußballgeschäft, wenn man sich da outet, das würde schon auf einigen Gegenwind stoßen“, glaubt Friedrich.