Farfáns Sturmlauf krönt Schalker Jubiläums-Einsatz
Leverkusen (dpa) - Jefferson Farfán zündete den Turbo und verwandelte nach einem unwiderstehlichen Sprint über das ganze Feld eiskalt: Schalke 04 hat nach dem goldenen Tor des Peruaners zum 1:0 (0:0)-Erfolg in der 82. Minute bei Bayer Leverkusen plötzlich ganz neue, rosige Aussichten.
Der 21. Treffer Farfáns im 100. Bundesliga-Einsatz für die Königsblauen macht aus den in der vergangenen Saison darbenden Gelsenkirchenern urplötzlich einen ernsthaften Bayern-Jäger: Dritte sind sie jetzt und haben nur noch vier Zähler Rückstand auf den gestrauchelten Rekordmeister aus München. „Wir jagen uns selbst“, wiegelte Schalke-Manager Horst Heldt schnell ab.
Als „überragend“ stufte Heldt den Sturmlauf und den perfekten Abschluss Farfáns ein, der sich vor seinem 27. Geburtstag am Mittwoch ein vorzeitiges Geschenk machte und auch Trainer Huub Stevens mit der Zunge schnalzen ließ: „Das war super.“ Sein Lob wollte der Niederländer allerdings nicht nur auf den Torschützen beziehen: „Einen einzelnen Spieler möchte ich nicht herausstellen - ich bin mit der gesamten Mannschaft zufrieden. Unsere Defensive stand hervorragend. Super. Wir haben uns wieder weiter entwickelt.“
Restlos glückliche Schalker, restlos bediente Leverkusener: In der Champions League läuft vieles nach Wunsch, in der Liga versinkt die Elf von Trainer Robin Dutt nach der zweiten Heimniederlage dieser Saison im Mittelmaß. Sie waren sauer - auf Schiedsrichter Felix Zwayer und auf sich selbst. Denn unmittelbar, bevor Farfán vor 30 210 Zuschauern zu seinem Lauf ansetzte, riss er Bayer-Nationalspieler André Schürrle um und trat dem Leverkusener Neuzugang zudem noch auf den Fuß - Zwayer ließ laufen, Farfán lief auch und traf.
„Das ist sehr ärgerlich“, moserte Schürrle. Was allerdings direkt nach dieser umstrittenen Szene geschah, war für den Bayer-Angreifer noch fataler. Kein Leverkusener sah sich bemüßigt, Farfán - notfalls auch mit weniger fairen Mitteln - bei dessen Drang auf das Gehäuse von Bernd Leno zu stoppen. „Wir haben 100 Meter Zeit, das Ding noch zu klären. Es fehlt total die Ordnung“, klagte Schürrle. Und setzte noch einen drauf: „Ein dummes Tor, da fällt mir nichts ein. Das darf uns nicht passieren.“
Die interne Kritik war groß bei den Spielern des Meisterschaftszweiten von 2010/2011. Kapitän Simon Rolfes monierte offen, dass derzeit viel zu wenig klappt bei der Werkself, die noch in den zweiten 45 Minuten beim 2:1 in der Königsklasse am Mittwoch gegen den FC Valencia ein kleines Feuerwerk gezündet hatte. „Man sieht, dass die Automatismen nicht vorhanden sind. Die Sicherheit fehlt“, kommentierte Rolfes das 0:1. „Das ist zu wenig, das ist klar.“
Bayer-Chefcoach Robin Dutt vermisste „die klare spielerische Linie“, hatte sich aber trotzdem eigentlich auf ein 0:0 eingestellt. In der Schlussphase habe seine Mannschaft „etwas zu risikoreich“ agiert. „Nach einem eigenen Standard haben wir die Absicherung vergessen. Für uns ist das eine bittere Niederlage“, befand der Nachfolger von Jupp Heynckes.