Achter Anlauf missglückt: Mainz hadert - Hertha froh
Berlin (dpa) - Thomas Tuchel konnte seine Gefühlslage nur schwer beschreiben. „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung“, sagte der Trainer des 1. FSV Mainz 05 „einerseits“ nach dem 0:0 bei Hertha BSC.
„Wir waren dominant in den Zweikämpfen, im Passspiel und in der Raumaufteilung, haben uns Chancen herausgespielt. Dafür ist ein Punkt zu wenig“, erklärte Tuchel andererseits. Auch gegen eine schwache Berliner Hertha reichte es am 10. Spieltag der Fußball-Bundesliga nur zu einem 0:0. Damit wartet Mainz nun schon seit acht Partien auf einen Sieg und bleibt mit neun Punkten im Tabellenkeller.
Der Fünfte der Vorsaison war in der Hauptstadt zwar das klar bessere und überlegene Team, verpasste vor 47 064 Zuschauern im Olympiastadion aber einen Torerfolg. „Es wäre wirklich wichtig gewesen“, bemerkte der Mainzer Mittelfeldmann Andreas Ivanschitz.
Die nach der 0:4-Pleite in München noch geschockt wirkende Hertha hatte es vor allem ihrem überragenden Torwart Thomas Kraft zu verdanken, dass wenigstens ein Zähler in Berlin blieb. Damit hält Hertha mit 13 Punkten Abstand zur gefährlichen Tabellenzone. „Im Prinzip muss man zufrieden sein. Man hat gemerkt, wir waren einfach nicht so aggressiv, wie wir es sein sollten“, erklärte Kraft. „Mit dem Resultat bin ich glücklich, nicht aber mit der Leistung“, fasste Hertha-Coach Markus Babbel die einseitigen 90 Minuten zusammen.
Mit dem Rücken zur Wand übernahmen die Gäste die Initiative: Ballsicher und früh attackierend bestimmte der FSV die Partie. Tuchel rotierte Soto, Caligiuri und Allagui neu in die Startelf, setzte Baumgartlinger, Risse und Choupo-Moting auf die Bank, beorderte als zweiten Stürmer Nicolai Müller mit in die Spitze - und erzielte Wirkung. Der Österreicher Ivanschitz vergab früh die Führung (12.).
Hertha, mit dem Schweizer Fabian Lustenberger für Peter Niemeyer in der defensiven Mittelfeldzentrale, bekam überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel. Zu wenig Bewegung, zu wenige Anspielstationen: „Wir haben es nicht geschafft, uns in der entscheidenden Zone durchzusetzen“, betonte Babbel.
Über wenige Einzelaktionen von Raffael, der FSV-Keeper Heinz Müller prüfte (10.), Ramos und Ben-Hatira war die Mainzer Abwehr auch ohne den am Knie verletzten dänischen Innenverteidiger Bo Svensson nicht zu gefährden. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir das Spiel heute gewinnen können“, meinte der Berliner Trainer.
Spätestens als der Kolumbianer Elkin Soto (41.) und nochmals Ivanschitz (58.) in bester Position am starken Hertha-Schlussmann Kraft scheiterten und auch der Ex-Berliner Malik Fathi einen Kopfball neben das Gastgeber-Tor setzte (57.), ahnte auch Kollege Tuchel, wohin das Spiel laufen würde. „Unsere Leistung hätte eigentlich ausreichen müssen, um 1:0 oder 2:0 zu gewinnen. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen“, erklärte der Mainzer Chefcoach.
Fast hätten die Herthaner sogar noch getroffen. Doch der Brasilianer Raffael vergab eine Minute vor dem Ende die große Chance auf das goldene Tor und den Heimsieg. „Das wäre das i-Tüpfelchen gewesen, hätte das Spiel aber auf den Kopf gestellt“, gestand Babbel.