Frontzeck schickt 96 ins Kurz-Trainingslager
Wolfsburg (dpa) - Zwischendurch hat Michael Frontzeck sogar ein bisschen gelacht. Die meiste Zeit schaute der Trainer von Hannover 96 auch nach dem 1:1 (0:1) beim VfL Wolfsburg der angespannten Situation angemessen.
Und sagte zu der Diskussion um seinen Job mit ernstem Blick: „Um mich persönlich müssen Sie sich keine Sorgen machen. Wenn man in diesem Geschäft ist, muss man damit leben können.“
Die Lage bleibt für den 51 Jahre alten 96-Trainer äußerst ungemütlich. Sein Team wartet auch nach dem siebten Spieltag auf den ersten Sieg und bleibt Letzter in der Fußball-Bundesliga. Der Punkt im Niedersachsen-Derby durch Hiroshi Kiyotakes (57.) Ausgleich nach Bas Dosts (40.) Führung gibt Hannover gerade einmal einen „Hauch von Hoffnung“, wie es die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ formulierte.
„Ich kann nicht verhehlen, dass ich mich sehr freue nach der komplizierten Woche“, sagte Frontzeck. Immerhin darf der Fußball-Lehrer sich nun sicher sein, dass Martin Kinds Ankündigung Bestand hat und er zumindest beim kommenden Spiel gegen Werder Bremen auf der 96-Bank sitzen darf. Das Remis verschafft Frontzeck etwas Luft - und auch Clubchef Kind.
„Ich freue mich für den Trainer“, sagte der 96-Präsident nach dem Achtungserfolg beim reichen Nachbarn. Das Spiel „macht Hoffnung“. Auf die Frage zur brenzligen Situation für den Coach antwortete der wichtigste Mann im Verein: „Diese Diskussion ist nicht unsere Diskussion.“
Im Falle einer Niederlage am kommenden Wochenende gegen Werder dürfte aber auch Kind mit dem neuen Geschäftsführer Martin Bader diskutieren. Im Wolfsburger Stadion begleitete Bader den Boss bereits auf Schritt und Tritt. Sein offizieller Dienstbeginn bei 96 ist am Donnerstag.
Die Mannschaft ist dann, wenn Bader in Hannover vorgestellt wird, schon im Kurz-Trainingslager. Wie zuletzt zum Ende der Saison greift Frontzeck vor dem achten Spieltag zu einer der klassischen Maßnahmen im Abstiegskampf. Nach zwei freien Tagen zieht er mit der Mannschaft für drei Tage nach Marienfelde in ein ehemaliges Kloster, in die jetzt eine Hotelanlage integriert ist.
„Das hat nichts mit Kloster zu tun und dass wir da göttlichen Beistand suchen“, witzelte der Coach, ohne dabei zu lächeln. Frontzeck sucht abseits von Hannover, wo bereits über mögliche Nachfolger diskutiert wird, die Ruhe und Abgeschiedenheit, „um uns gezielt vorzubereiten“.
Der Unterstützung der Mannschaft kann sich Frontzeck sicher sein. Sie folgt dem Coach und zeigte großes Engagement gegen die derzeit ideenlosen Wolfsburger. „Das ist ein Punkt für die Moral“, kommentierte Torwart Ron-Robert Zieler, der mit mehreren Paraden weitere Tore der Gastgeber vereitelte. Der Nationalkeeper mahnte allerdings: „Unser Ziel muss es sein, so eine Leistung jede Woche abzurufen.“ Für den ersten Saisonsieg bedarf es jedoch wohl mehr als nur zwei ernsthafte Schussversuche aufs Tor wie in Wolfsburg.