Fürther bejubeln „Derby-Traum“ und kippt FCN-Stimmung

Nürnberg (dpa) - Die Fürther Fast-Absteiger taten tatsächlich so, als könne dieser eine Derbysieg über eine ansonsten fatale Saison hinwegtäuschen.

Trainer Frank Kramer bejubelte das 1:0 beim großen Lokalrivalen 1. FC Nürnberg als ein „kaum in Worte zu fassendes“ Erlebnis, Mittelfeldprofi Edgar Prib sinnierte über einen „Moment, der nie vergessen werden wird“. Und Siegtorschütze Johannes Geis wähnte sich beim kollektiven Freudentaumel gar „wie im Traum“.

Allein diese Gefühlsausbrüche machen schon deutlich genug, was den so oft geprügelten Fürthern diese drei Punkten wert waren. Genugtuung mischte sich mit Stolz und wahrer Begeisterung; der Sieg im 256. Frankenderby musste für die Greuther-Kicker als Abfindung für eine Saison der Leiden in der Fußball-Bundesliga herhalten. „Es war gut für den Kopf, zu sehen, dass wir es ja eigentlich können“, urteilte Prib.

Wie entfesselt stürmten die Profis des Tabellenschlusslichts nach dem Abpfiff zu den Fans, enterten die Stadionzäune und verwandelten ihre Ecke in der Arena in eine Partyzone. Dass der dritte Sieg im 30. Saisonspiel kaum etwas am praktisch nicht mehr abwendbaren Abstieg ändern wird, interessierte niemanden - die Erstklassigkeit haben die Fürther sowieso schon seit Wochen abgehakt. Und auch wenn sich der Rückstand auf den Relegationsplatz nun von zwölf auf neun Punkte reduziert hat, ist eine sportliche Rettung weiter allenfalls Utopie.

„Wir wollen uns vernünftig aus der Liga verabschieden und nächste Saison in der 2. Liga wieder voll angreifen“, fasste Innenverteidiger Thomas Kleine zusammen. In Nürnberg immerhin lief's bestens, allein schon mit dem Startelf-Einsatz von Torschütze Geis hatten die Fürther alles richtig gemacht: Trotz FCN-Feldüberlegenheit fand am Sonntag einzig der sehenswerte 25-Meter-Distanzschuss des 19-Jährigen den Weg ins Tor (27. Minute), womit auch die Serie des Nachwuchsprofis hielt. „Denn ich habe noch nie ein Derby verloren“, verriet er später.

Die meisten Nürnberger können sich noch sehr genau an ihre letzte Niederlage gegen Fürth erinnern - vor eineinhalb Jahren, ebenfalls zu Hause, damals im Pokal. Das Achtelfinal-Aus gegen den damaligen Zweitligisten schmerzte schon brutal, diesmal war's kaum angenehmer. „Es regt verdammt auf, es tut weh, ganz bitter, ein Scheiß-Gefühl“, stammelte FCN-Trainer Michael Wiesinger. Gerade für den jungen Coach kommt der Rückschlag zur Unzeit: Nicht nur, dass die Franken wohl ihre letzte Europa-League-Chance verspielten - gleichzeitig dürfte Wiesingers Position bei den Jobverhandlungen schwächer geworden sein.

Noch unmittelbar vor der Partie hatte Sportvorstand Martin Bader beim TV-Sender Sky betont: „Sollten wir heute gewinnen, werden wir die Gespräche selbstverständlich intensivieren.“ Für Rückschlüsse, ob die Atmosphäre angesichts der Derby-Schmach jetzt kühler wird, gibt's keine Belege. Verdient hätte Wiesinger das freilich nicht. Seine Ausbeute von 18 Punkten aus 13 Spielen ist ordentlich, obendrein sogar besser als die von Vorgänger Dieter Hecking in der Hinrunde.

Die Fans pfiffen sich nach Spielschluss dennoch die Seele aus dem Leib, einige keiften von den Tribünen in Richtung der Profis. Auch Kapitän Raphael Schäfer machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung, wies aber süffisant auf einen mächtigen Unterschied hin: „Wir spielen nächstes Jahr in der Bundesliga - und Fürth in der 2. Liga.“