Fußball-Idole bangen um Hamburger Sorgen-Verein
Hamburg (dpa) - Die größten Fußball-Idole des HSV sehen schwarz für den „Hamburger Sorgen-Verein“ und Coach Michael Oenning.
„Es wird nicht besser, es wird immer schlechter“, bekannte HSV-Urgestein Uwe Seeler im Pay-TV-Sender Sky nach dem Absturz des Bundesliga-Dinos auf den letzten Tabellenplatz fassungslos. „Kaiser“ Franz Beckenbauer bezweifelt, dass das oft gewählte Mittel des Trainerwechsels etwas bewirken würde. Dem wankenden Traditionsclub könne nur „ein Zauberer“ helfen. „Uns Uwe“ hält einen erneuten Wechsel auf der Kommandobrücke für wahrscheinlich: „Die Mechanismen im Bundesliga-Fußball sind automatisch, wenn man nicht absteigen will.“
Oenning steht wohl vor dem Spiel der Entscheidung. Verliert die Mannschaft beim VfB Stuttgart, kann der Vorstand kaum noch am Trainer festhalten. Wenngleich Vereinschef Carl-Edgar Jarchow Spekulationen entgegentrat. „Keiner hat gesagt, Michael Oenning hat jetzt nur ein Spiel Zeit“, betonte Jarchow.
Eine Trennung wäre Willi Schulz trotz der Bilanz von nur einem Punkt aus sechs Saisonspielen schlichtweg zu einfach, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Das wäre wieder eine Kurzschlussreaktion. Die Verantwortlichen müssen sich hinterfragen. Was ist eigentlich los bei uns, dass immer die Trainer alles ausbaden müssen“, monierte der einstige Abwehrchef, der als „World-Cup-Willi“ in die Geschichte einging. Zwar würden „die Uhren beim HSV anders ticken, aber die Quote mit neun Trainern in acht Jahren ist doch höchst fragwürdig“.
Oenning trage nicht die Hauptschuld am sportlichen Niedergang: „In erster Linie sind die Spieler in die Verantwortung zu nehmen für das, was auf dem Platz alles schiefgeht. Das sind doch gestandene Profis“, sagte Schulz und fand in Ex-HSV-Spieler Manfred Kaltz einen Fürsprecher: „Oenning kann doch für die finanzielle Situation nichts. Der Umbruch ist aber richtig und nötig.“
Dennoch wird jetzt im Umfeld des Vereins schon über den möglichen Nachfolger spekuliert. Neben Huub Stevens, der schon 2007 zum HSV-Retter geworden war, macht der Name Horst Hrubesch die Runde. Der frühere HSV-Torjäger wurde als Coach mit zwei deutschen Junioren-Nationalmannschaften Europameister.
Anders als Seeler sieht Beckenbauer in einem Trainertausch keinen Sinn. „Ein normaler Mensch hätte kurzfristig keine Chance“, glaubt das Idol vom FC Bayern. Und ergänzte: „Vielleicht kann ein Zauberer vom Circus Krone oder Circus Sarrasani helfen.“
Verantwortlich für die Krise macht Seeler die Führungsspieler. „Das ist keine Mannschaft. Ausgerechnet die Spieler, die älter sind und Erfahrung haben, haben die Mannschaft auch nicht im Griff“, urteilte Seeler. Und ergänzte: „Westermann, Jansen, Petric, Jarolim, Aogo, Guerrero - das sind alles keine Anfänger. Die müssen das Heft in die Hand nehmen und die jungen Spieler führen. Wenn die nicht in die Socken kommen, dann wird es für den HSV furchtbar schwer.“
Die Verjüngung der Mannschaft soll aber nicht in die 2. Liga führen. „Ein Abstieg würde uns so viel Geld kosten. Ich weiß gar nicht, ob uns die Fans und die Stadt das je verzeihen würden. Deshalb müssen wird das mit allen Mittel verhindern“, meinte Ex-Präsident und Aufsichtsratsmitglied Jürgen Hunke.