„Fußball's coming home“: Europa schwärmt von Bundesliga
Berlin (dpa) - „Good, better, BUNDESLIGA!“ ist zum inoffiziellen Auslandsslogan des deutschen Fußballs geworden. In Polen sprach Linkspartei-Chef Leszek Miller vom „begehrtesten Mitbringsel aus Deutschland“, als ihm SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück einen BVB-Schal überreichte.
Sogar England grummelt große Anerkennung: „Fußball's coming home“ schrieb die „Daily Mail“ über das deutsche Champions-League-Finale in Wembley. Der englische Journalist Kit Holden sagte im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF: „Als ihr Deutschen noch Spieler hattet wie Oliver Kahn oder Stefan Effenberg, diese kontroversen, immer unter Feuer stehenden Typen - das waren echte Hassfiguren. Jetzt ist es schwer, Spieler wie Götze oder Reus zu hassen, die sind so gut und freundlich, einfach richtig höflich.“
Holden ist selbst seit seiner Kindheit Fan des FC Bayern München und so nach eigenen Worten jüngst „vom Außenseiter zum Hipster“ in ENGLAND geworden. Auch sein Kollege Jim van Wijk von der britischen Nachrichtenagentur Press Association schwärmt von einer „frischen, aufregenden Fußball-Marke. Englische Clubs täten gut daran, dem nachzueifern.“ Deutsche Spieler hätten nun zusätzlich zu ihrer „typischen Effizienz, die wir alle so gehasst haben“ auch einen „bewundernswerten schnellen, dynamischen Stil - auf dem Feld - nicht nur im Elfmeterschießen“, sagt der Arsenal-Korrespondent mit einem Schmunzeln. Im Kontrast zur hyperkommerzialisierten Premier League kommentierte der „Daily Telegraph“: „Auch das gesunde finanzielle Fundament und die Pflege der Anhänger beeindrucken.“
Besonders das gute Wirtschaften begeistert auch in Südeuropa. PORTUGALS strauchelnder Traditionsverein Sporting Lissabon sucht nach einem Zukunftsmodell. Die Clubspitze schrieb auf der Homepage: „Die Bundesliga ist heute die beste und wettbewerbsfähigste Liga Europas - und bestimmt auch der ganzen Welt. Borussia Dortmund war 2003 praktisch bankrott, und heute ist es, was es ist. Ein Modell für uns.“ Die Sportzeitung „Record“ erklärte in einer Kolumne: „Am Ende gewinnen immer die Deutschen. So wie in der Wirtschaft beginnt Deutschland nun auch im Fußball-Europa seine Stärke zu zeigen.“
In ITALIEN, in dem das Serie-A-Image durch Rassismus, leere Stadien und Schulden ramponiert ist, schrieb die „Corriere della Sera“ von der „unbequemen Lektion des deutschen Fußballs. Ohne gute Führung kein dauerhafter Erfolg.“ Giancarlo Abete, Italiens Fußballverbandspräsident, lobte nach den Halbfinal-Galas von BVB und FCB: „Die Ergebnisse zeigen, wie gut der deutsche Fußball ist. Man muss den gut gemachten Dingen nacheifern.“ Francesco Guidolin, Udinese-Coach, schwärmte: „Der deutsche Fußball ist das Vorbild.“
Auch FRANKREICH, dessen von Scheich-Geld vollgepumpter Meister Paris St. Germain seine Meisterfeier wegen Hooligan-Randale teils absagen musste, blickt neidisch gen Bundesliga: Radio-Experte und Ex-Nationalcoach Luis Fernandez befand: „Es gibt moderne Stadien, ganze Familien gehen zusammen zu den Spielen und die Stadien sind immer voll. Und sie haben die Ausbildung auf neuen Füße gestellt. Diese Arbeit trägt jetzt Früchte.“ Ex-Bayern-Profi Bixente Lizarazu meint: „Die Deutschen haben eine echte Fußballrevolution geschafft. Trainer wie Klinsmann, Löw haben ein Spiel revolutioniert, das sehr rustikal war. Es hieß immer: Wenn Du physisch stärker als dein Gegner bist, gewinnst du. Es gab wenig Taktik, wenig Technik.“
SPANIEN, Land des Welt- und Europameisters, hatte mit Stolz festgestellt, dass die Deutschen sie kopieren. „Deutschland will so sein wie Spanien“, betitelte „El País“ einen Vorbericht zu den deutsch-spanischen Halbfinals. TV-Kommentatoren lästerten gern über Technik-Defizite: „Der Ball ist nicht der Freund der Deutschen.“ Nach dem Aus von Real Madrid und dem FC Barcelona schrieb das Sportblatt „Marca“ zerknirscht: „Barça, Real Madrid und der spanische Fußball insgesamt sind nun gezwungen, in den deutschen Spiegel zu schauen.“ Die Star-Trainer José Mourinho und Tito Vilanova wollten indes von einer Wachablösung noch nichts wissen.
Und die ENGLÄNDER spotten doch etwas über „ze Germans“ in Wembley. Die „Sun“ warnte vor der „Invasion des angelsächsischen Cousins“. „The Times“ unkte, zur 150. Geburtstagsparty des Fußballverbandes FA kämen „90 000 deutsche Gäste“. Laut dem „Telegraph“ hat das Finale „Potenzial für das längste Elfmeterschießen der Geschichte“.