Gabriel: Keine übereilten Beschlüsse auf Sicherheitsgipfel

Berlin (dpa) - Der Leiter der Koordinationsstelle für Fan-Projekte (KOS), Michael Gabriel, hat vor überstürzten Beschlüssen auf dem Fußball-Sicherheitsgipfel am Dienstag in Berlin gewarnt.

„Wir haben es mit einer Thematik zu tun, in der Schnellschüsse ganz oft in die falsche Richtung gehen können, wo sich Entscheidungen infolge von populistischen Diskussionen mittelfristig als fatal und falsch erweisen können“, sagte Gabriel der Nachrichtenagentur dpa.

Der KOS-Leiter kritisierte die Zusammensetzung des Gipfels. „So gut es ist, dass dort die wichtigsten Vertreter der Clubs an den Tisch kommen, es fehlen aber die Experten, die tagtäglich die Arbeit vor Ort verrichten. Wie auch Vertreter der Fankultur fehlen“, meinte Gabriel, der zusammen mit weiteren Vertretern einer Task Force Sicherheit angehört, die im vergangenen November gegründet wurde.

Die Vertreter der 54 Clubs aus der 1., 2. und 3. Liga treffen sich in Berlin mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), um über die Konsequenzen aus den Ausschreitungen der vergangenen Saison zu beraten. Die KOS selbst unterstützt Fan-Projekte in Deutschland und steht nach eigenen Angaben unter anderem der Politik und Polizei als Ratgeber zur Seite.

Gabriel hoffe, dass sich auf dem Gipfel „die Kräfte durchsetzen, die wissen, wie bedeutsam die Fankultur ist, dass es nicht nur um das Geschäft gehen darf.“ Dennoch habe er auch angesichts des politischen Drucks Bedenken. „Ich habe gewisse Bauchschmerzen, ob der Fußball dauerhaft stark genug ist, Forderungen wie nach Stehplatzverboten oder auch nach einer Verschärfung der Stadionverbotsrichtlinien mit guten Argumenten zurückzuweisen.“

Er hob die soziale Bedeutung von Stehplätzen hervor. „Die Stehplätze sollten als eine Einladung des Fußballs an alle Bereiche der Gesellschaft verstanden werden, teilzuhaben an diesem faszinierenden Sport, gerade auch an die Bereiche, die nicht so wohlhabend oder jung sind“, sagte Gabriel. „Stehplätze haben ursächlich mit Gewalt, mit individuellem Verhalten von Fans oder Fangruppen nichts zu tun.“ Bundesinnenminister Friedrich hatte zuletzt von einem jüngst angedrohten Stehplatzverbot wieder Abstand genommen.

Der Fußball habe heute eine besonders wichtige gesellschaftliche Funktion, betonte Gabriel. „In einer Zeit, in der die Konkurrenz unter den Menschen immer größer wird, in der immer mehr Menschen das Gefühl vermittelt bekommen, nicht mehr gebraucht zu werden, ist der Fußball ein wichtiges Element, wo Teilhabe noch gespürt werden kann“, sagte er.