Gedanken um Ballack-Abschied: Brasilien-Ballyhoo?

Leverkusen (dpa) - Erst die heftige Ersatzbank-Debatte in Leverkusen, jetzt die Diskussion um einen vermeintlich würdevollen Abschied aus der Nationalmannschaft: Michael Ballack kommt in seinem Kampf um Form, Fitness und Karriere nicht zur Ruhe.

Während sich seine Bayer-Kollegen auf das Achtelfinale in der Europa League gegen den FC Villarreal vorbereiteten, sieht sich die einstige Leitfigur des deutschen Fußballs mit öffentlichen Gedankenspielen über das Ende seiner internationalen Karriere konfrontiert.

Joachim Löw will noch in diesem Monat das Gespräch mit Ballack suchen. Der Bundestrainer geht in diese lange geplante Unterredung mit dem 98-maligen Nationalspieler nach dpa-Informationen weiterhin ergebnisoffen. In der Diskussion mit dem seit Mai 2010 immer wieder maladen Mittelfeldmann will sich Löw ein Bild über Optionen einer Zukunft Ballacks im DFB-Team machen.

Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung gibt es aber beim Verband schon ein konkretes Abschiedsszenario. Demnach soll Ballack letztmals beim Test gegen Brasilien am 10. August in Stuttgart für Deutschland spielen. Es wäre sein 99. Länderspiel - der symbolträchtige 100. Einsatz bliebe Ballack, dem ohnehin das Stigma des „Unvollendeten“ anhaftet, versagt. Der Gegner Brasilien wäre allerdings nicht ohne Bedeutung: 2002 verpasste Ballack wegen einer aufopferungsvoll hingenommen Gelbsperre das WM-Finale gegen die Seleçao.

In Leverkusen weiß man noch nichts von einem Brasilien-Plan. „Dazu haben wir keine Informationen. Das Wesen eines Geheimplans ist ja, dass er geheim ist“, sagte Bayer-Chef Wolfgang Holzhäuser. Inwiefern Löw den wichtigen August-Test gegen den Rekord-Weltmeister zu einem Ballack-Ballyhoo machen will, ist fraglich. Der Bundestrainer hatte auf sportlich maßgebliche Test-Kontrahenten wie Brasilien, Italien, Uruguay oder die Niederlande gedrängt, um seinem Team Wettkampfhärte für die EM 2012 zu verschaffen.

Offizielle Abschiedsspiele gibt es beim DFB seit dem Farewell für Oliver Kahn 2008 nicht mehr. Dessen Nachfolger im DFB-Tor, Jens Lehmann, bat Löw vergeblich um einen letzten Auftritt im Adler-Dress.

Ein letzter Reintegrationsversuch Ballacks nach mehr als zwölf Monaten Zwangspause in den März-Spielen gegen Kasachstan (26.3./Kaiserslautern) und Australien (29.3./Mönchengladbach) hätte mit Löws Konzepten korrespondieren können. Doch der gesundheitliche Rückschlag des Kapitäns im Wartestand sowie dessen kategorische Ersatzbank-Ablehnung schließen eine Nominierung in der kommenden Woche praktisch aus. Zudem teilt Löw die Ansicht Ballacks, der sich einfach nicht als Einwechselspieler sieht.

Löws Einstellung zu der seit Monaten brisanten Personalie hat sich nicht geändert, deshalb hält sich der Bundestrainer wohlweislich mit Kommentaren zurück. „Frische“ Aussagen anderer DFB-Würdenträger deuten aber nicht auf ein längerwährendes Ballack-Comeback hin. DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte der „Bild“-Zeitung: „Natürlich wünsche ich Michael, dass er doch noch einmal zurückkommt. Es ist allein die Entscheidung des Bundestrainers. Egal ob Michael mit dem 99. oder 125. Länderspiel aufhört: Wir werden ihm eine würdige Verabschiedung bereiten.“