Kahn: FCB braucht Kontinuität auf Trainer-Posten

München (dpa) - Der frühere Bayern-Torhüter Oliver Kahn erwartet trotz der angekündigten Trennung von Trainer Louis van Gaal zum Saisonende keinen Motivationseinbruch bei der Mannschaft des Münchner Fußball-Rekordmeisters.

„Es wird immer so getan, als sei eine Mannschaft immer zu 100 Prozent von ihrem Trainer abhängig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es beim FC Bayern auch nur einen einzigen Spieler gibt, der sich nächstes Jahr die Europa League antun will“, sagte Kahn in einem Interview der „tz“. „Der Anreiz der Champions League, gerade mit dem Finale 2012 in München, ist riesig. Da ist es doch für die Spieler im Moment völlig uninteressant, wer der Trainer ist.“

Kahn, der die Entscheidung, van Gaal nur bis zum Saisonende im Amt zu belassen, wegen der Marktsituation „für alles andere als unklug“ hält, rät seinem Ex-Club bei der Trainer-Frage anders zu handeln als in der jüngsten Vergangenheit. „Man sollte jetzt den umgekehrten Weg als zuletzt gehen: Einen Trainer verpflichten, der die Philosophie des Vereins unterstützt, der vom Anforderungsprofil her einhundertprozentig zu der Philosophie des FC Bayern passt“, sagte der 41-Jährige.

Man habe gesehen, dass es schwierig sein, „wenn man sich jedes Mal komplett den Vorstellungen eines Trainers unterwerfen muss. Das war in München bei van Gaal oder Klinsmann so, auf Schalke bei Magath ist es dasselbe“, sagte Kahn. „Man muss sich in Ruhe grundsätzliche Gedanken machen und hat jetzt auch genug Zeit, einen Mann zu finden, mit dem man wieder Kontinuität anstrebt. Der FC Bayern braucht endlich wieder Kontinuität, keine permanenten Trainerwechsel. Wenn man schaut, was nach der großen Ära Hitzfeld passiert ist: Magath, Klinsmann, Heynckes, van Gaal. Das waren zu viele Trainer. Keiner weiß es besser als die Verantwortlichen beim FC Bayern, dass auf der Trainerposition Kontinuität extrem wichtig ist.“

Neben den fachlichen Kompetenzen wies der ehemalige Coach Ottmar Hitzfeld auf weitere wichtige Punkte in der Trainer-Arbeit beim FC Bayern hin. „Man muss Situationen im Club erkennen und verstehen, vor allem das Zwischenmenschliche“, sagte Hitzfeld in der „Sport Bild“. „Bei Bayern kann man natürlich nur mit Erfolgen überleben. Wenn man Titel holt. Natürlich auch einen offenen, ehrlichen Dialog pflegt mit der Vereinsführung. Die gegenseitige Wertschätzung muss da sein.“