Gentner: Vom Buhmann zum Kapitän des VfB Stuttgart
Stuttgart (dpa) - Das Lob kommt von höchster Stelle. „Christian Gentner ist eine tolle Persönlichkeit, auch ein Vorbild für die vielen jungen Spieler“, sagt VfB-Präsident Bernd Wahler. „Wir sind total happy mit ihm als Kapitän.“
Die Binde hat Gentner zwar schon oft getragen - so richtig im Fokus der Öffentlichkeit steht er aber erst seit dem Wechsel von Vorgänger Serdar Tasci nach Moskau. „Mein Tages- und Wochenablauf hat sich ein bisschen geändert“, berichtet Gentner von dem gesteigerten Interesse an seiner Person. Aber er habe „auch schon vorher Verantwortung übernommen. Und ich werde mein Wesen jetzt auch nicht ändern.“
Trotz der Bescheidenheit: Sein Aufstieg aus der Jugend des VfB Stuttgart zum Führungsspieler hat durch die Ernennung zum Spielführer ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Mit seinen 28 Jahren und 237 Bundesligaspielen gehört er auf dem Feld zu den Routiniers. Als zentraler Mittelfeldspieler obliegt es ihm zudem ohnehin, seine Kollegen zu führen. Das klappt. „Ich will mir keine Grenzen nach oben setzen, dass es nicht noch besser werden kann“, sagt der Nürtinger. Vorbei aber sind die Zeiten, in denen speziell der fünffache Nationalspieler von den Fans ausgepfiffen wurde - wie 2010/2011 nach seiner Rückkehr vom VfL Wolfsburg.
In Sami Khedira war nach der Fußball-WM 2010 eine wichtige Stütze der Mannschaft gegangen. Nach drei Jahren in der VW-Stadt sollte Gentner, nach dem Titel mit Stuttgart 2007 und dem mit Wolfsburg 2009 zweifacher deutscher Meister, die Lücke füllen. Aber der VfB spielte schlecht und kämpfte bald gegen den Abstieg. Und Gentners Art, sein aufrechter Gang gepaart mit schwachen Leistungen, war ein willkommener Anlass für Pfiffe und Verwünschungen.
„Christian hat es hier nicht immer leicht gehabt, aber er hat sich dann durchgebissen und die Ruhe bewahrt“, lobt Sportvorstand Fredi Bobic. Inzwischen ist Gentner ein echter Sympathieträger in der Stadt und für die Fans zu einer großen Identifikationsfigur geworden.
Innerhalb der Mannschaft war Gentner schon lange tonangebend. „Er ist ein extrem positiver Typ. Er weiß einfach, wie er mit den Jungs umgehen muss“, erzählt Neuzugang Daniel Schwaab. Bobic gefällt, dass Gentner „als Mensch noch total geerdet und bescheiden“ sei. Und Stürmer Vedad Ibisevic betont, der Wechsel an der Hierarchie-Spitze von Tasci zu Gentner habe in der Gruppe keine Aufregung verursacht: „Da hat sich nicht viel verändert. Er ist einer von uns.“
Für Gentner ist die Beförderung vom Stellvertreter zum Kapitän etwas Besonderes, gerade wegen seiner Vergangenheit. „Der VfB ist mein Verein - jetzt kann ich ihm vielleicht noch ein bisschen mehr zurückgeben“, sagt er. 1999 wechselte er zu dem Traditionsverein, wurde mit der A-Jugend deutscher Meister und gab 2005 sein Debüt bei den Profis.
Außer den drei Jahren in Wolfsburg und seinen beiden Jugendvereinen TSV Beuren und VfL Kirchheim hat Gentner für keinen anderen Club gespielt - und empfindet die Binde um den Arm daher als absolute Auszeichnung. „Das ich jetzt hier Kapitän sein darf, das ist für mich die Spitze.“