Gereifter Müller: „Viel Luft nach oben“
München (dpa) - Double-Gewinner, Champions-League-Finalist, WM-Torschützenkönig - viele hatten bei Thomas Müller nach einer rasanten WM-Saison einen Einbruch befürchtet. Für den Instinktfußballer selbst kam eine insgesamt weitere starke Spielzeit dagegen alles andere als überraschend.
„Mir selbst war bewusst, dass ich wieder eine gute Runde spielen kann. Deswegen bin ich nicht verwundert, dass es so gekommen ist“, sagte der Angreifer des FC Bayern München vor dem bevorstehenden Saisonausklang mit insgesamt drei Länderspielen. „Mir wurde prophezeit, dass es nicht so weiter gehen kann“, schilderte Müller: „Aber meine persönliche Saison war ganz gut. Mit dem Druck, der mir gegeben wurde, bin ich immer locker umgegangen.“
Auch wenn sich der 21-Jährige über eine titellose Saison mit den Bayern nicht so recht freuen konnte, „war meine Statistik etwas besser als letztes Jahr“. Mit zwölf Toren und 13 Vorlagen war er hinter Liga-Torschützenkönig Mario Gomez der zweitbeste Scorer der Liga.
Nach einem kleinen - und angesichts der WM-Belastung - verständlichen Durchhänger im vergangenen Herbst präsentierte sich Müller besonders in der Rückrunde wieder als der Müller, den die deutschen Fußball-Fans im Sommer 2010 in ihr WM-Herz geschlossen hatten. Von Bundestrainer Joachim Löw, der ihn wegen seiner Torgefahr wiederholt lobte, ist er wie die Real-Stammkräfte Mesut Özil oder Sami Khedira gar Maßstab für die neuen gefeierten Jungprofis.
Müller ist auf und neben dem Platz schon lange nicht mehr wegzudenken beim FC Bayern. Auch im Nationalteam ist er eine feste Größe; trotz der langen Saison stören ihn die drei noch anstehenden Länderspiele gegen Uruguay, Österreich und Aserbaidschan nicht. „Grundsätzlich freue ich mich immer auf die Länderspiele, weil das eine gute Truppe ist. Der Erfolg in Südafrika hat uns ein bisschen zusammengeschweißt“, betonte der 15-malige Auswahlspieler (7 Tore), der in den bislang fünf EM-Qualifikationsspielen stets auflief. Seit der WM in Südafrika ist er Stammkraft - und weiter gereift.
„Wenn ich mich jetzt und vor zwei Jahren anschaue, bin ich als Spieler schon viel kompletter. Was nicht heißt, dass ich fertig bin. Ich habe sicher noch viel Luft nach oben“, meinte der bis 2015 an den deutschen Rekordmeister gebundene Profi. Die Sicherheit am Ball sei eine ganz andere und der Platz im Team gefestigt, betonte Müller - und einer seiner typischen flotten Sprüche darf bei der Schilderung nicht fehlen. „Langsam habe ich das Gefühl, dass ich mit meinem linken Fuß mehr anfangen kann, als nur das Bier zu holen.“
Beim Auftakt des Länderspiel-Dreierpacks trifft er an diesem Sonntag in Sinsheim, wie im Spiel um Platz drei bei der WM in Südafrika, auf Uruguay um Torjäger Diego Forlán. Der zum besten WM-Spieler gewählte Forlan hatte wie Müller bei der WM fünf Treffer erzielt. Danach stehen für Müller & Co. noch zwei EM-Qualifikations-Partien in Österreich und Aserbaidschan auf dem Zettel. „Das liegt ein bisschen ungünstig, weil man ausnahmsweise mal länger Urlaub machen könnte als vielleicht drei Wochen“, sagte der Dauerbrenner im DFB- und Bayern-Trikot: „Aber im Grunde ist es kein Problem.“