Gips statt Tricks: Ribéry hadert mit Pechsträhne

München (dpa) - Alle Jahre wieder: Voller Tatendrang kündigt Franck Ribéry an, eine „große Saison“ beim FC Bayern spielen zu wollen - und dann durchkreuzt eine Verletzung seine ehrgeizigen Pläne.

Neben rasanten Dribblings mussten sich die Fans in München längst an Bilder des Franzosen mit Gips und Krücken gewöhnen, auch vor dem Start in die schon fünfte Spielzeit des 28-Jährigen beim deutschen Fußball-Rekordmeister.

Einmal mehr erwischte es den Nationalspieler an seiner Schwachstelle linker Fuß. Und Ribéry hadert mit seinem Pech. „Ich weiß nicht, warum es immer wieder mich trifft“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Kapsel und Bandapparat am Knöchel wurden bei einem Trainingsunfall beschädigt; Zwangspause, fünf Tage Gips, danach Reha statt Saisonauftakt im DFB-Pokal gegen Eintracht Braunschweig. Dabei fühlte sich der Patient bis zu der ärgerlichen Verletzung „gut drauf“, jetzt müsse er mental „stark sein“, erklärte Ribéry.

Jupp Heynckes bemühte sich vor dem Härtetest der Bayern beim internationalen Turnier in der Münchner Arena gegen den AC Mailand um Gelassenheit. „Ich sehe es nicht so dramatisch, aus meiner Sicht stellt sich die Verletzung als nicht so schwerwiegend dar“, sagte der Trainer. Der 66-Jährige ist guten Mutes, dass Ribéry womöglich schon kommende Woche wieder „voll einsteigen kann“ und zum Bundesligastart gegen Borussia Mönchengladbach am 7. August zumindest wieder zum Kader gehören wird.

Kurzfristig könnte der Rekordmeister mit seinem Luxuskader einen Ausfall einzelner Topstars kompensieren, erläuterte Heynckes. Talent David Alaba und Thomas Müller nannte er als Alternativen für den linken Flügel. „Franck ist ein sehr wichtiger Spieler in unserem Team. Aber wir haben einen großen Kader. Eine Mannschaft wie der FC Bayern kann hochkarätige Spieler auch ein, zwei Spiele ersetzen.“

Aber nicht auf Dauer, wie die Vorsaison bewies, als Arjen Robben die komplette Hinrunde ausfiel und Ribéry nach einem Bänderriss am rechten Fuß im Herbst. Nur im Premierenjahr konnte der 2007 für 25 Millionen Euro von Olympique Marseille verpflichtete Franzose in München nahezu verletzungsfrei groß aufspielen. Seitdem hakt's. Das Leid begann mit einem Riss des Syndesmosebandes am linken Fuß bei der Europameisterschaft 2008. Auch 2009 (Patellasehnenprobleme) und 2010 (nach Leistenoperation) hatte Ribéry schon in der Vorbereitung mit Problemen zu kämpfen - in der Saison folgten weitere Blessuren.

Unter Heynckes soll(te) alles anders - sprich besser - werden. Unter dem Nachfolger von Louis van Gaal sei bei ihm der „Spaß“ zurück, Ribéry kündigte im Trainingslager neue Großtaten an. „Ich will eine große Saison spielen mit dem FC Bayern.“ Zeit wird's: Ribéry ist inzwischen 28, die großen Momente in den letzten Jahren hat er verpatzt; im Champions-League-Finale 2010 war er gesperrt, bei der WM in Südafrika ruinierte er in Frankreich seinen Ruf.

Die Bayern brauchen für ihre großen Ambitionen einen Ribéry in Topform - und das rasch. Mitte August stehen die extrem wichtigen Qualifikationsspiele zur Champions League an. Die Flügelzange Ribéry/Robben soll zudem ein Trumpf sein bei der Jagd auf Borussia Dortmund. Viel zu selten standen die zwei verletzungsanfälligen Stars bislang gemeinsam auf dem Platz: Erst 37 Pflichtspiele bestritten die Bayern mit „Rib“ und „Rob“ - immerhin 25 endeten mit einem Sieg.