Gisdol im Wartestand: Treffen Hopp/Rosen ohne Ergebnis
Sinsheim (dpa) - Trainer Markus Gisdol muss bei 1899 Hoffenheim weiter auf ein öffentliches Bekenntnis von Mäzen und Milliardär Dietmar Hopp warten. Der 46-Jährige stand am Tag nach der 0:1-Niederlage gegen den Hamburger SV wie gewohnt in Zuzenhausen auf dem Platz, hat aber keine Jobgarantie.
Sportchef Alexander Rosen und der mächtige Gesellschafter trafen sich am Samstag in Hopps Golfclub in St. Leon-Rot zu einem Krisengespräch. „Wir haben über die Situation gesprochen und wollen das jetzt erst mal sacken lassen“, sagte Rosen der „Bild am Sonntag“. Ein Ergebnis, bestätigte auch ein Vereinssprecher, gebe es nicht.
Rosen hat in der Trainerfrage keine Entscheidungsgewalt und bereits am Freitagabend erklärt: „Über mir stehen Geschäftsführer und Gesellschafter, wir werden Gespräche führen.“ Der Direktor Profifußball hielt eine Lobrede auf Gisdol („Ich schätze den Mann sehr als charakterstarken, loyalen Trainer, als tollen Menschen“), die wie eine Abschiedsansprache klang. „Wir werden unser beider Zukunft nicht an den anderen binden“, sagte Rosen aber auch.
Seine Meinung über den Chefcoach werde er beibehalten, „auch wenn wir nicht mehr zusammenarbeiten. Dass dieser Zeitpunkt kommt, das wissen sowohl er als auch ich.“ Es sei normal, dass es in diesem Geschäft irgendwann nicht mehr passe. Dann ergänzte der 36-Jährige noch: „Ich wünsche mir, dass dieser Zeitpunkt noch in ferner Zukunft ist.“
Die verdiente Niederlage gegen den HSV, die erst durch ein Tor von Pierre-Michel Lasogga in der 88. Minute zustande kam, zeigte auch, wie festgefahren die Lage bei den Kraichgauern ist. Gisdol versuchte zwar mit dem erstmaligen Starteinsatz des lange verschmähten Adam Szalai noch einmal etwas Neues. Doch wie praktisch schon das ganze Jahr blieb das Team unter seinen Möglichkeiten, diesmal sogar deutlich.
Ob er noch Gelegenheit haben werde, den Knoten zu lösen? „Da bin ich der falsche Ansprechpartner“, antwortete Gisdol in der Pressekonferenz. Einen „Rucksack“ hätten seine Profis mit sich herumgetragen: „Die Ereignisse diese Woche haben sicher nicht dazu beigetragen, der Mannschaft mehr Sicherheit zu geben.“
Spätestens, nachdem Hopp vergangene Woche Nationalspieler Kevin Volland, Kapitän Pirmin Schwegler und Eugen Polanski zu einem Krisentreffen geladen hatte - nicht Gisdol und Rosen -, da wusste der Trainer: Der „Boss“, wie ihn das Duo nennt, hat nicht mehr viel Vertrauen in ihn.
Die wichtigsten Spieler aber hatten bei Hopp für ihren Fußballlehrer geworben und angekündigt, dass die Mannschaft kein Alibi brauche und den Karren selbst aus dem Dreck ziehen wolle. Doch die Leistungsträger - allen voran Volland - verkrampften auf dem Platz völlig. „Das Bemühen, der Wille, die Einsatzbereitschaft waren heute keinem abzusprechen. Aber man hat gemerkt, dass die Spieler fest waren“, sagte Rosen.
Schwegler stand - symbolisch dafür - nach der Partie vor den Mikrofonen: völlig groggy, mit zwei Pflastern im Gesicht. „Jetzt nach dem Spiel kann man sagen: Wir haben wieder versagt“, sagte der Schweizer. „Wir sind leer.“
So stecken die Hoffenheimer jetzt erstmal im Tabellenkeller fest. Im April 2013 hatten Gisdol und Rosen ihre Ämter angetreten und die TSG vor dem Abstieg gerettet. Sie galten lange als Versprechen für eine kontinuierliche Arbeit nach den wilden Jahren seit Ralf Rangnicks Abgang mit so einigen Trainer- und Managerwechseln.
Im Gegensatz zu anderen Verantwortlichen im Verein hatten Gisdol und Rosen ihre Linie durchgezogen, ohne groß um Sympathien bei Hopp zu werben. Dennoch war im Frühjahr der Vertrag des Chefcoaches vorzeitig bis 2018 verlängert worden.
Das Team braucht nach nur sechs Punkten in den ersten zehn Spielen offensichtlich neue Impulse. Als möglicher Gisdol-Nachfolger ist Tayfun Korkut im Gespräch. Der 41-Jährige trainierte von 2009 bis 2010 die B-Junioren in Hoffenheim und war als Erstliga-Coach bei Hannover 96 nach 13 Spielen ohne Sieg im April entlassen worden.