Großalarm im Tabellenkeller - BVB unter Zugzwang

Düsseldorf (dpa) - An der Spitze herrscht noch immer ungewohnte Ruhe, im Tabellenkeller dagegen Großalarm. Zwölf Spieltage vor dem Saisonende muss fast die halbe Bundesliga um den Klassenverbleib bangen.

Obwohl am Wochenende kein einziges direktes Duell zweier Sorgenkinder ansteht, herrscht vielerorts Endspielstimmung. „Das wird der härteste Abstiegskampf aller Zeiten“, orakelte der Kölner Coach Frank Schaefer mit Bezug auf die brisante Konstellation.

Vor allem Schlusslicht Mönchengladbach steht unter Zugzwang. Gelingt auch im Duell mit dem FC Schalke nicht der erste Saison-Heimsieg, kann Lucien Favre das Projekt Wiederaufstieg endgültig in Angriff nehmen. Der zu Wochenbeginn als Nachfolger von Michael Frontzeck eingestellte Coach glaubt weiter an ein Fußball-Wunder: „Wir haben noch die Chance, in der Bundesliga zu bleiben.“ Doch die Heimbilanz seines neuen Teams ist eines Bundesligisten unwürdig: Nach drei Remis und acht Niederlagen sind die Chancen, den dritten Abstieg noch abzuwenden, fast auf den Nullpunkt gesunken.

Es passt in das Bild einer ungewöhnlichen Saison, dass in Stuttgart (2007), Wolfsburg (2009) und Bremen (2004) drei Teams in den Abstiegskampf verwickelt sind, die in den vergangenen sieben Jahren den Meistertitel gewannen. Vor allem in Bremen wird noch immer gerätselt, wie es zum Absturz auf Rang 14 kommen konnte. Nur zwei Siege verbuchte das Team in den vergangenen 13 Partien. Bei einer weiteren Schlappe im Nordderby beim HSV droht der erste Sturz auf einen Abstiegsplatz seit dem ersten Spieltag. „Es wird ein langer Weg. Wir müssen Punkte holen. Egal, was die anderen machen“, kommentierte Werder-Chef Klaus Allofs sorgenvoll.

Ähnlich wie Gladbach hat auch Wolfsburg mit einem Trainerrauswurf auf die Talfahrt reagiert. Die gewünschte Reaktion blieb bisher jedoch aus: Beim Chefcoach-Debüt von Pierre Littbarski am vorigen Spieltag gab es ein 0:1 gegen Hamburg. Gelingt auch am Samstag beim Duell in Freiburg kein Befreiungsschlag, könnten die Tage auch von Littbarski gezählt sein. Der zuvor suspendierte Diego rückt wieder in den Kader, dafür musterte Littbarski Alexander Madlung und Thomas Kahlenberg aus. „Ich spüre keinen Druck und tue alles für den notwendigen Erfolg“, beteuerte der Weltmeister von 1990.

Auch der Trainerwechsel am Jahresende in Stuttgart hat sich bisher wenig bezahlt gemacht. Wie schon beim Einstieg von Bruno Labbadia rangiert der VfB noch immer auf dem 17. Tabellenplatz. Drei Tage nach dem 1:2 in der Europa League bei Benfica Lissabon müssen die Schwaben beim Tabellenzweiten Leverkusen bestehen. Den passablen Auftritt in Portugal wertete Labbadia trotz der Niederlage als ermutigend: „Wir können vieles mitnehmen, was gut war. Entscheidend ist aber, dass wir das auch gegen Leverkusen umsetzen können.“

Weniger aufregend geht es derzeit an der Tabellenspitze zu. Wie schon zu Beginn der Rückrunde liegt Dortmund mit zehn Punkten Vorsprung vorn. Dennoch wollen viele Konkurrenten dem Team nach zuletzt zwei Unentschieden eine Nervenschwäche andichten. „Wir haben in den letzten vier Spielen nur zwei Gegentore bekommen. Dies ist ein großes Qualitätsmerkmal“, konterte Trainer Jürgen Klopp. Mit einem Heimsieg über das bisher stärkste Rückrundenteam St. Pauli will der BVB die richtige Antwort geben.

Sollte die Borussia erneut Opfer ihres fahrlässigen Umgangs mit Torchancen werden, wollen die Leverkusener und Münchner davon profitieren. Das setzt im Fall des Rekordmeisters jedoch voraus, dass er beim Tabellenfünften aus Mainz seine bisherige Auswärtsschwäche ablegt. Mit einem Sieg will sich der FC Bayern optimal auf die folgenden Topspiele in der Champions League bei Inter Mailand, in der Meisterschaft gegen den BVB und im Pokal-Halbfinale gegen Schalke 04 einstimmen. „Natürlich sind es entscheidende Wochen“, sagte Trainer Louis van Gaal.