Gustavo: Traum wird wahr - „Super-Neuzugang“
Doha (dpa) - Millionen-Einkauf Luiz Gustavo hat gleich das erste Training an der Seite von Franck Ribéry & Co. mächtig beeindruckt. „Das Niveau ist schon ganz anders“, gestand der 23 Jahre alte Brasilianer nach seiner ersten Übungseinheit im Bayern-Trikot.
Nach dem turbulenten Jahreswechsel mit seiner Verlobung mit Freundin Milene (23) an Weihnachten und dem Blitz-Transfer von 1899 Hoffenheim zum Rekordmeister nahm er „ein bisschen müde“ vom Jetlag die Arbeit im Trainingslager auf. Stolz präsentiert er sich in Katar im erlauchten Kreis der Robbens und Ribérys. „Jeder Spieler träumt davon, zu einem großen Verein zu gehen. Deshalb wollte ich unbedingt zum FC Bayern“, berichtete Gustavo mit leuchtenden Augen.
Großspurige Ziele mochte er bei seiner ersten Pressekonferenz im Mannschaftshotel nicht formulieren, auch wenn er die die bayerische Gewinner-Mentalität im Eiltempo angenommen hat. „Wir müssen groß denken, wir können alles machen“, sagte er zu den Saisonzielen mit den Bayern, bei denen er erstmals auch Champions League spielen kann.
„Meine Lieblingsposition ist das Mittelfeld“, stellte Gustavo fest. Aber eine Kampfansage an Kapitän Mark van Bommel, Bastian Schweinsteiger oder auch Anatoli Timoschtschuk verkniff er sich. Vielmehr würde Gustavo zunächst auch als Innenverteidiger oder linker Verteidiger in München beginnen: „Ich mache jede Position gerne.“
Diese Vielseitigkeit hat die Bayern bewogen, schon im Winter auf den Transfer zu drängen und dafür mindestens 15 Millionen Euro an Hoffeneim zu zahlen. „Wir haben mit Luiz einen Super-Neuzugang“, schwärmt Sportdirektor Christian Nerlinger, der mit Gustavo in Katar eingetroffen war: „Seine stärkste Position ist die Sechs. Aber er hat uns auf drei Positionen total überzeugt, als linker Außenverteidiger, als Innenverteidiger und als zentraler Mittelfeldspieler. Wir sind jetzt in Notfällen handlungsfähig.“
Der anfangs in der Bundesliga als Raubein und Rüpel bekannte Gustavo sei zudem ein netter Mensch, berichtete Nerlinger: „Er hat eine sehr gute Mentalität. Er wird der Mannschaft sehr gut tun.“ Zunächst aber fühlt sich der Brasilianer wieder wie ein Azubi, der „noch etwas lernen muss. Hier ist eine ganz andere Philosophie.“ Das erlebte er gleich am ersten Arbeitstag, als der Brasilianer bei den Passübungen von Trainer Louis van Gaal Lob und Tadel erfuhr. „Das muss so sein, nur so kann man lernen“, kommentierte Gustavo.
Mit Trikotnummer 30 in die erste Elf - das ist sein Ziel. Auf Anhieb dürfte das schwer werden. Zumal er sich „erst anpassen muss an Bayern München“, wie van Gaal feststellte. Egal! „Ich habe das ganze Leben von so einer Chance geträumt“, berichtete Gustavo. Darum sei er auch Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp „dankbar“, der ihm den Wechsel gegen den Widerstand von Ralf Rangnick ermöglichte. „Ich war nicht sicher, dass man mich gehen lässt.“ Dass sein Transfer sogar zum Trainerwechsel führen würde, „war auch für mich eine Überraschung“.
Doch Hoffenheim ist Geschichte. Jetzt will er seinen rasanten Aufstieg vom Zweitligaspieler bei Corinthians Alagoano zum Star mit Millionengehalt beim FC Bayern fortsetzen - und noch weiter: „Ich bin Brasilianer. Jeder träumt davon, für sein Land zu spielen.“
Bei Bayern soll Gustavo aber erst einmal mit dafür sorgen, dass die geplante Aufholjagd in der Rückrunde gelingt. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand in der Bundesliga“, erklärte Nerlinger angesichts des enttäuschenden fünften Platzes. Weitere neue Spieler werde man aber nicht mehr holen, versicherte der Sportdirektor: „Im Winter-Transferfenster wird nichts mehr passieren.“