Hannover 96 leidet unter einem Teil seiner Fans
Hannover (dpa) - Der Trainer wurde trotz der anhaltenden Negativ-Serie verschont. „Korkut raus“ war bei Hannovers 1:3-Niederlage gegen Bayern München nicht zu hören, anders als zuletzt beim Remis den VfB Stuttgart.
Stattdessen schrie ein kleiner, aber lautstarker Teil der Fans: „Kind muss weg.“
Die lautstark vorgetragene Antipathie gegen den Clubchef Martin Kind gehört bei Hannover 96 fast schon zur Folklore. Immer wieder nutzen die etwa 100 Ultras ruhigere Momente, um ihre Abneigung gegen Kind kund zu tun. Die Bayern-Fans machten sich am Samstag daraus eine Gaudi, beschimpften den 96-Präsidenten ebenfalls und waren auch noch deutlich lauter als die einheimischen Besucher.
Die Stimmung ist schlecht in Hannover, und das nicht wegen der Serie von nunmehr acht Spielen ohne Sieg. Kind hat sich mit seinem konsequenten Vorgehen gegen die Auswüchse des Fan-Wesens bei einer Gruppe von Ultras unbeliebt gemacht. Spätestens seit den Vorfällen beim Derby gegen Braunschweig in der Vorsaison setzt der Clubchef eine Null-Toleranz-Politik durch. Die Strafen der Fußballverbände holt sich der Club - wenn irgendwie möglich - von den Tätern wieder. Und 96 erhöhte die Eintrittspreise für den betreffenden Fanblock.
Ein Teil der Ultras boykottiert daher das Bundesliga-Team seit Beginn der Saison und unterstützt die zweite Mannschaft in der Regionalliga. Ein kleinerer Teil kommt weiterhin, stichelt bei jedem Heimspiel gegen Kind und schweigt sonst. Der Rest der Stadionbesucher kriegt es aber nicht hin, ohne die Ultras eine Erstliga-reife Atmosphäre zu schaffen. „Und schon wieder keine Stimmung“, sangen die Ultras voll Häme nach der Niederlage gegen die Bayern.
„Es ist keine einfache Atmosphäre hier“, sagte Sportdirektor Dirk Dufner. „Der Mannschaft fällt es nicht so einfach, in dieser Atmosphäre Fußball zu spielen. Die hätte auch gerne mehr Unterstützung.“
Ein offener Brief, in dem Club einen Schritt auf die Anhänger zu machte, blieb ohne Wirkung. „Das hat man ja heute deutlich gesehen“, kommentierte Dufner und sagte zu den obligatorischen Protesten: „Es war eher noch ein Stückchen intensiver“.
Sportlich ist es durch die Niederlage auch nicht einfacher geworden. Angesichts des couragierten Auftritts der Profis musste Dufner allerdings nur eine Frage zu Tayfun Korkut beantworten. „Das war auch wichtig für den Trainer“, sagte der 96-Sportdirektor zum glimpflichen Resultat des Spiels gegen den übermächtigen Gegner.