Hannover vor Punkte-Rekord - „FC“ mit Podolski
Köln (dpa) - Mirko Slomka und Hannover 96 mischen die Fußball-Bundesliga gewaltig auf. In der Saison 2009/2010 retteten sich die Niedersachsen erst mit dem 3:0 am letzten Spieltag beim VfL Bochum, in der aktuellen Spielzeit meldet der deutsche Meister von 1938 und 1954 hohe Ansprüche an.
Dritter in der Tabelle, den Vereinsrekord von 50 Punkten vor Augen - an der Leine wächst der Glaube vom Trip über den Kontinent. Der 3:1-Coup gegen Bayern München hat das ohnehin schon große Selbstbewusstsein bei „96“ zusätzlich gestärkt. Und vor der Partie am 11. März beim 1. FC Köln redet keiner mehr um den heißen Brei herum. „Natürlich sind wir reif für Europa. Der Verein ist gut aufgestellt, die Stadt sowieso“, erklärte Slomka voller Stolz. „Der Tabellenplatz weist die Reife der Mannschaft nach“, betonte er.
Der in Hannover fast wie ein Titelgewinn gefeierte Sieg gegen die Bayern hat die Konzentration laut Slomka nicht beeinträchtigt: „Wir haben intern nicht viel darüber gesprochen und müssen in Köln nachlegen.“ Der Rekordhunger ist groß. Mit dem sechsten Auswärtssieg 2010/2011 käme Hannover auf 50 Zähler, würde zumindest für zwei Tage Platz zwei erobern und zugleich die Club-Bestmarke (49 Punkte/Saison 2007/2008) übertreffen. Logisches Anschluss-Ziel: den Uralt-Rekord von 1965 mit Platz fünf als bester Endplatzierung zu knacken.
Die Voraussetzungen für den 16. Saisonerfolg - nur Spitzenreiter Borussia Dortmund hat mehr „Dreier“ erzielt - sind gut. Zwar fällt Torjäger Didier Ya Konan (Knieprobleme) wieder aus, ansonsten kann Slomka aber die Bestbesetzung aufbieten. „Wir sind sehr stabil, dürfen uns aber nicht locken lassen“, sagte der 96-Coach, dessen Team zuletzt fünfmal nicht verlor und drei Siege nacheinander erzielte. Slomka warnte seine Profis vor der Offensive der Kölner: „Sie haben sich unter Trainer Frank Schaefer deutlich verbessert. Ihre fünf Heimsiege zuletzt waren eindrucksvoll.“
Für Hannover-Keeper Ron-Robert Zieler ist die Partie etwas Besonderes: Der gebürtige Kölner spielte in der Jugend für den FC, ehe er in das Fußball-Internat von Manchester United wechselte. „Meine Familie lebt noch in Köln. Ein Großteil wird im Stadion sein und hoffentlich mir die Daumen drücken“, sagte Zieler.
Schaefers Kölner sind trotz des 0:1 in Dortmund eine Gefahr für die Rekordambitionen Slomkas. Schaefer, Nachfolger des im Oktober entlassenen Zvonimir Soldo, brachte seinem Team die Lust am Fußballspielen wieder bei. Fünf Heimerfolge in Serie, darunter das 3:2 gegen die Bayern, sind ein klares Indiz für den unerwarteten Aufschwung: Mit Schaefer auf der Trainerbank holten Lukas Podolski und Co. in 16 Partien 24 Punkte. Sechs Bundesligasiege in Müngersdorf nacheinander gelangen den Kölnern letztmals unter Trainer Christoph Daum zwischen dem 12. September und dem 27. November 1987.
Gegen Hannover muss der FC-Coach allerdings unter anderem auf den gesperrten Martin Lanig (10. Gelbe Karte) und die Stammspieler Pedro Geromel und Adam Matuschyk (beide im Aufbautraining) verzichten. Dafür steht Podolski wieder zur Verfügung. Der 25-Jährige hat seine Wadenverletzung aus dem Spiel bei Tabellenführer Borussia Dortmund überwunden, wie Schaefer erklärte.