Hektisch und kurios: Schalke baut Sieglosserie aus

Gelsenkirchen (dpa) - Wortlos stapfte Julian Draxler durch die Katakomben und flüchtete aus der Arena. Seinen 21. Geburtstag hatte sich der Mittelfeldspieler des FC Schalke 04 anders vorgestellt.

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Doch statt eine ausgelassene Party zu feiern, musste sich der Weltmeister über das 2:2 gegen Eintracht Frankfurt und vor allem über die erste Rote Karte seiner Profi-Laufbahn ärgern. An der Berechtigung der durch Schiedsrichter Markus Schmidt verhängten Strafe in der 71. Minute gab es keinen Zweifel. Draxler hatte nach einem Zweikampf mit Carlos Zambrano am Boden liegend nachgetreten. „Das war ein Reflex. Aber da gibt es nichts zu diskutieren“, räumte Schalkes Manager Horst Heldt ein.

Auch wenn bei Draxlers Foul „keine Bösartigkeit“ (Heldt) vorlag - in der Schlussphase der immer hektischeren Partie war Schalke nur noch mit acht Feldspielern auf dem Platz, da Kevin-Prince Boateng zehn Minuten zuvor bereits Gelb-Rot gesehen hatte. „Es ging dann nur noch darum, den Punkt zu retten“, sagte Heldt. „Dabei bin ich sicher, dass wir das Spiel mit elf Mann noch gewonnen hätten.“ Kurz vor Schluss verabschiedete sich auch noch Eintracht-Profi Slobodan Medojevic mit der Ampelkarte.

Bei den Platzverweisen lag der Referee richtig, diskussionswürdig waren dagegen zwei Hand-Entscheidungen. Schmidts Pfeife blieb stumm, als Schalkes Innenverteidiger Kaan Ayhan den Ball im Strafraum mit dem Oberarm abwehrte. Nach Frankfurter Toren durch Alexander Meier (15.) und Marco Russ (24.) sah der Schiedsrichter auf der Gegenseite jedoch einen Elfmeter. Draxler hatte sich links durchgedribbelt, in seine flache Hereingabe rutschte Medojevic, dem der Ball aus kurzer Distanz an die Hand sprang. Eine Absicht war nicht zu erkennen, der Ärger der Eintracht nachvollziehbar. „Die beiden Entscheidungen waren katastrophal“, wetterte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen.

Thomas Schaaf war nicht minder erbost, zumal er sich schon am vorigen Spieltag beim 0:1 gegen Augsburg um Punkte betrogen fühlte. „Darüber sind wir nicht glücklich“, sagte Schaaf und rechnete vor: „Im schlechtesten Fall fehlen uns dadurch fünf Punkte.“ Der Coach gab aber auch zu, dass sich sein Team nach dem von Eric Maxim Choupo-Moting (40.) riskant-lässig per Lupfer verwandelten Elfmeter und dem 2:2 durch Draxler (50.) in Überzahl nicht geschickt angestellt habe. „Wenn man 2:0 führt, muss man mehr daraus machen. Wir hätten ruhiger, klarer und sicherer agieren müssen.“

Schaafs Laune besserte sich nicht, als er am späten Samstagabend auch noch die Nachricht von Constant Djakpas schwerer Knieverletzung verkraften musste. Der Ivorer war bei einer Abwehraktion so unglücklich gelandet, dass er sich einen Kreuzbandriss im linken Knie zuzog und rund sechs Monate ausfällt. „Für uns kommt diese Hiobsbotschaft völlig überraschend, wir sind sehr erschrocken, erneut eine solche Diagnose zu erleben“, klagte Schaaf am Sonntag.

Nach der Punkteteilung hatte man das Gefühl, es gebe nur Verlierer. Schalke ist nach sechs Pflichtspielen noch immer ohne Saisonsieg und hat nach vier Bundesligaspielen nur zwei Punkte auf dem Konto. Und die personelle Lage wird immer prekärer. Zu den vielen Verletzten gesellen sich im Auswärtsspiel bei Werder Bremen am Dienstag noch die gesperrten Boateng und Draxler. Alle Aussagen von Trainer und Profis klingen schwer nach Durchhalteparolen. „Wir müssen enger zusammenrücken. Aber wir werden auch in Bremen eine Elf zusammenbekommen, die imstande sein kann zu gewinnen“, sagte Dennis Aogo. Klaas-Jan Huntelaar brachte es nach dem völlig verkorksten Saisonstart auf den Punkt: „Wir sollten jetzt langsam damit anfangen, ein paar Siege einzufahren.“