Holtby: „Zinnbauer hat uns brutal heiß gemacht“

Hamburg (dpa) - „Ferrari-Joe“ hat den großen FC Bayern ausgebremst und seinen HSV wieder auf Kurs gebracht.

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Mit einem Appell an die Spielerehre, einer cleveren Spielstrategie und den richtigen Personalentscheidungen schuf Josef Zinnbauer die Basis, dass ein unermüdlich dagegenhaltender Hamburger SV dem noch nach seiner Top-Form fahndenden Fußball-Meister aus München einen Punkt abknöpfen konnte - was kaum einer für möglich gehalten hatte. „Der Trainer hat uns brutal heiß gemacht und uns absolut Mut zugespielt. Jeder hat heute 110 Prozent gegeben und um jeden Grashalm gekämpft“, erklärte Nationalspieler Lewis Holtby nach dem verdienten 0:0.

Vor dem Spiel habe „eine Gänsehautstimmung“ in der Kabine geherrscht, berichtete Tolgay Arslan. „Die Motivation, die er uns mitgab, war der ausschlaggebende Punkt.“ Ganz nebenbei hatte Zinnbauer seinen Stars damit gedroht, notfalls Spieler aus der erfolgreichen U23 aufzubieten. Heraus kam am Ende „eines der besten Spiele, das wir je abgeliefert haben“, urteilte Abwehrchef Heiko Westermann.

Es spricht für Zinnbauer, dass er den unerwarteten Punktgewinn des mitten im Umbruch steckenden Nordclubs nicht für sich reklamieren wollte. Im Gegenteil: Sein erster Dank galt dem am Montag nach nur einem Punkt und null Toren aus drei Partien beurlaubten Vorgänger. „Mirko Slomka hat der Mannschaft eine hervorragende Fitness verpasst“, lobte Zinnbauer dessen Arbeit. Er habe eine topfitte Mannschaft mit Spirit und Teamgeist übernommen. „Sie ist brutal intakt, da sind keine faulen Eier drin. Die Mannschaft hat die Lorbeeren verdient, nicht ich.“

Dennoch war es Zinnbauer, der an den entscheidenden Stellschrauben drehte. So bot er Jaroslav Drobny anstelle von Ex-Nationaltorwart René Adler auf - der Tscheche bot eine fehlerfreie Vorstellung und rettete einige Male glänzend. Zudem stellte er Westermann statt Neuzugang Cleber als Abwehrchef auf. Und der dankte es dem Coach, den er vor 13 Jahren in Fürth kennengelernt hat und seitdem mit ihm befreundet ist, mit der Top-Quote von 89 Prozent gewonnenen Zweikämpfen. Dennoch traute sich Zinnbauer zunächst nicht, den Innenverteidiger zu loben. „Dann schreibt ihr morgen wieder, er ist ja nur ein Kumpel von mir. Also muss ich aufpassen.“ Schließlich gab er aber zu: „Ich habe ihn selten besser gesehen.“

Der auch als Liebhaber teurer Autos bekannte 44-Jährige (Spitzname: „Ferrari-Joe“) hatte schon vor dem Spiel klargestellt, dass er die italienische Nobelkarosse zwar noch besitze. Sie stehe aber seit acht Jahren bei ihm in der Garage. „Ich bin jetzt viel mit dem Fahrrad unterwegs“, betonte der im Stadtteil Eimsbüttel wohnende Coach, der im Geschäftsleben als Inhaber eines Finanzdienstleistungs-Unternehmens zum Millionär aufgestiegen ist.

Dass die Bayern über weite Strecken nicht zum gewohnten Spielfluss fanden, lag auch an Zinnbauers Taktik, die Spieler des Favoriten früh zu attackieren. „Dass wir Probleme im Aufbauspiel hatten, lag ganz klar auch am Gegner“, befand Münchens Nationaltorwart Manuel Neuer. „Der HSV war sehr gut eingestellt und der Trainerwechsel hat Schwung gebracht.“ Allerdings sind die Hanseaten gut beraten, den ersten guten Saisonauftritt nicht überzubewerten. Als Slomka im Februar den Job von Bert van Marwijk übernahm, gelang in Spiel eins sogar ein glanzvolles 3:0 über Borussia Dortmund. Was folgte, ist bekannt: Der HSV verfiel in den alten Trott und wäre beinahe abgestiegen....