Heldt vermeidet Bekenntnis zu Schalkes Patient Keller
Nürnberg (dpa) - Der Schalker Patient verpasste die letzte Enttäuschung der Hinrunde. Auf seinem Hotelzimmer musste der erkrankte Trainer Jens Keller vor dem Fernseher mitansehen, wie sich sein Team beim 1. FC Nürnberg zu einem torlosen Remis quälte.
Zumindest aber erlebte der 43-Jährige im Anschluss nicht vor Ort mit, wie Schalke-Sportvorstand Horst Heldt mit viel Diplomatie ein Bekenntnis zu Keller vermied. Rhetorisch geschickt wich Heldt in allen Interviews allen Fragen aus, die auf Kellers Zukunft beim Gelsenkirchener Fußballclub abzielten.
„Eine Analyse findet statt, wenn es dem Jens wieder bessergeht“, sagte Heldt. Bei der Besprechung soll nicht nur das Schalker Auf und Ab in der Bundesliga-Hinrunde aufgearbeitet werden, sondern auch eine Entscheidung in der Trainerfrage fallen: Darf der seit Monaten arg kritisierte Keller bleiben oder muss er für einen Neuanfang weichen?
„Wenn es etwas zu vermelden gibt, werden wir es machen. Wenn es nichts zu vermelden gibt, werden wir auch nichts melden“, kommentierte Heldt, nach dem 0:0 gefragtester Mann in der Mixed Zone. Das vierte Remis der Saison diente als Spiegelbild der ganzen ersten Saisonhälfte, in der die Schalker keinerlei Konstanz hineinbekamen. „Im Pokal sind wir desaströs ausgeschieden, in der Champions League haben wir mit dem Achtelfinale das Ziel erreicht, in der Liga müssen wir ins Eingemachte, ins Detail gehen“, sagte Heldt.
Bei der Analyse würden nicht allein die durchschnittliche Schalker Punkteausbeute (28) oder die enttäuschende Platzierung (Rang sieben) berücksichtigt. Angedacht ist eine Grundsatzkritik. „Es ist eine Analyse des ersten halben Jahres, da fließt alles mit ein“, sagte Heldt. „Wir haben viele gute Spiele gemacht, aber auch viele Siege eingefahren, wo die Art und Weise nicht zufriedenstellend war.“
Die Partie in Nürnberg fiel eindeutig in letztere Kategorie. Ohne den an einer Magen-Darm-Grippe erkrankten Keller an der Seitenlinie waren die Schalker dem noch immer sieglosen Abstiegskandidaten völlig unterlegen: in Sachen Kampfgeist und Zweikampfstärke sowieso, selbst die spielerischen Qualitäten von Jefferson Farfan & Co. verblassten ausnahmslos. „Wir haben keine spielerischen Akzente gesetzt, das war keine Glanzleistung“, resümierte Heldt. Die Winterpause kommt auch angesichts großer Verletzungssorgen (Boateng, Höwedes, Huntelaar, Draxler, Aogo) gerade recht. „Jetzt ist es wichtig, dass die Spieler mal runter kommen und sich regenerieren“, erkannte der Sportchef.
Ob Keller im Januar beim Trainingsneustart auch wieder dabei ist, wollten weder Heldt noch der mächtige Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sagen. Immerhin Schalkes Ehrenpräsident Gerd Rehberg wagte sich aus der Deckung. Der 77-Jährige hatte betont, dass es in der Winterpause keinen Trainerwechsel auf Schalke geben werde - und wurde nun von Heldt erneut zurechtgewiesen: „Bei allem Respekt: Wenn Clemens Tönnies eine Aussage macht, wenn Horst Heldt eine Aussage macht, dann ist die aussagekräftig. Alles andere ist nicht aussagekräftig.“