Vorfestlicher BVB-Frust - Klopp: „Scheiß-Ende von 2013“
Dortmund (dpa) - Die Vorfreude auf ein besinnliches Weihnachtsfest war Jürgen Klopp gründlich vergangen. Missmutig und ungewohnt kleinlaut kommentierte der Dortmunder Trainer das 1:2 (1:2) gegen Hertha BSC: „Das wird ein Weilchen dauern, bis wir das verarbeitet haben.
Es fühlt sich sehr bescheiden an.“
Nach nur einem Sieg aus den vergangenen sechs Bundesligaspielen und zwölf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayern München hatte der Fußball-Lehrer der Borussia allen Grund zur Klage. Dennoch ist er guter Dinge, die Probleme in der Winterpause beheben zu können: „In mir wächst die Zuversicht, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen. Dann kann das Scheiß-Ende von 2013 ein Super-Anfang für 2014 gewesen sein.“
Obwohl der BVB im bisherigen Saisonverlauf zwei Zähler mehr verbuchte als in der vorigen Hinrunde und sowohl in der Champions League als auch im DFB-Pokal überwintert, überwog bei allen Beteiligten der Frust. Schließlich kassierte der Club erstmals seit April 2000 drei Heimniederlagen in Serie. Das kostete den damaligen Coach Bernd Krauss den Job. Keeper Roman Weidenfeller suchte als einer der wenigen BVB-Profis nach dem Spiel nicht wortlos das Weite - und sprach Klartext: „Wir müssen mit der richtigen Einstellung aus dem Winterurlaub zurückkommen und wieder das alte Borussia-Gesicht zeigen. Nur dann können wir wieder angreifen.“
Gut möglich, dass der Wunsch des Schlussmanns in Erfüllung geht. Zum Rückrundenstart Ende Januar werden die zuletzt verletzten Stammkräfte Ilkay Gündogan, Mats Hummels, Marcel Schmelzer und Sven Bender zurückerwartet. Zur Erleichterung von Fußball-Lehrer Klopp: „Wir können die Pause wirklich gut gebrauchen.“
Selbst die frühe Führung durch Marco Reus (7. Minute) verhalf seinem Team nicht zur Sicherheit vergangener Tage. Die Treffer von Adrian Ramos (23. Minute) und Sami Allagui (45.) besiegelten die bereits fünfte Niederlage in der Hinrunde - allesamt gegen Teams aus dem oberen Tabellendrittel. Wie schon bei den jüngsten Schlappen daheim gegen den FC Bayern und Bayer Leverkusen mangelte es der Borussia an Kreativität und Durchschlagskraft. „Wir haben zu wenig Punkte“, klagte Weidenfeller.
Es passt ins Bild eines wankenden Teams, dass sich in der Abwehr die Fehler häufen. Diesmal patzte der erst 18 Jahre alte Marian Sarr, der noch bei seinen ersten Profi-Einsätzen in Marseille und in Hoffenheim überzeugt hatte. Sein Ballverlust im Zweikampf mit Allagui leitete das 1:2 ein. Trainer Klopp wechselte Sarr zwar zur Halbzeit aus, nahm den Pechvogel aber in Schutz: „Ich habe ihn nicht zusammengestaucht und ihm gesagt, dass diese Aktion noch unser geringstes Problem war.“
Im Gegensatz zum BVB-Coach war Jos Luhukay prächtiger Laune: „Ich bin unglaublich stolz über das, was wir nicht nur heute, sondern in der gesamten Hinrunde als Aufsteiger geleistet haben. Heute war die Krönung“, kommentierte der Berliner Fußball-Lehrer. Nach drei Siegen in Serie können sich die Berliner bis Ende Januar an der Tabelle erfreuen, in der sie als Sechster auf einem Europapokal-Platz rangieren.
Stellvertretend für die Trotzreaktion der Mannschaft nach dem frühen Rückstand stand Marius Gersbeck. Der für den verletzten Stammkeeper Thomas Kraft ins Tor beorderte Bundesliga-Debütant zeigte nach seinem von Reus genutzten Patzer eine tadellose Leistung und hielt den verdienten Sieg in der Schlussphase fest. Erleichtert kommentierte der 18-jährige Jungprofi den Spielverlauf: „Das 0:1 geht ganz klar auf meine Kappe. Aber die Mannschaft hat meinen Arsch gerettet.“ Ähnlich euphorisch ließ Abwehrspieler Lewan Kobiaschwili den Coup Revue passieren lassen: „Das war das beste Weihnachtsgeschenk für all unsere Fans.“