Hertha-Coach Luhukay weg - Dardai Interims-Chef
Berlin (dpa) - Mit dem zuletzt nur noch traurigen Trainer-Kapitel Jos Luhukay wollte sich der neue Hertha-Hoffnungsträger Pal Dardai gar nicht mehr beschäftigen.
„Jeder erwartet von mir eine Riesen-Rederei. Da kann man viel erzählen. Aber es gibt keine Zeit“, erklärte der neue Interims-Chefcoach von Hertha BSC, bei seiner Vorstellung. Der Ungar, Rekordspieler und Fan-Liebling des Berliner Fußball-Bundesligisten, ist der neue Übergangs-Trainer des auf einen Abstiegsplatz abgestürzten Hauptstadtclubs.
„Pal Dardai und Rainer Widmayer werden bis auf weiteres mit der Aufgabe betraut“, sagte Preetz. Er haben „vollstes Vertrauen“ in ihre Fähigkeiten. „Auf der anderen Seite ist es unsere Pflicht, uns den einen oder anderen Gedanken darüber hinaus zu machen.“ Damit bleibt eine Hintertür offen, noch einen neuen Retter zu holen. Der schon als Profi als Kämpfer bekannte Dardai will seine Chance ergreifen und kündigte an: „Ich werde bis zum Tode arbeiten“, damit sein Team schon vorzeitig nichts mehr mit dem Abstieg zu tun habe.
Am Tag nach dem Absturz in die „Rote Zone“ kam wie erwartet das Aus für Luhukay. Die Hertha-Chefetage hatte kein Vertrauen mehr, dass Luhukay sein verunsichertes Team noch aus der Krise führen könnte. „Nach einer langen Nacht“ seien die Verantwortlichen zu der Erkenntnis gekommen, „dass wir einen neuen Impuls auf der Position des Cheftrainers setzen sollten“, erklärte Preetz. Auch Luhukays Assistenten Markus Gellhaus und Rob Reekers mussten gehen.
Nicht mal für eine Verabschiedung Luhukays von der Mannschaft blieb Zeit. „Das wird er nachholen“, sagte Preetz. Der Niederländer hatte noch auf eine Chance beim nächsten Spiel am Samstag in Mainz gehofft. Doch die Stimmung bei Fans, im Verein und auch bei den Spielern war nach nur vier Punkten in den letzten sieben Spielen gekippt.
„Wenn man auf Platz 17 steht, ist es gefährlich. Die Tabelle lügt nicht, wir haben zu wenig Punkte“, sagte Mittelfeldmann Jens Hegeler. „Es wird enger“, ergänzte Stürmer Julian Schieber nach der 0:1-Pleite gegen Bayer Leverkusen: „Die Verunsicherung ist zu spüren.“
Dardai, der mit 286 in der 1. Liga und elf in der 2. Liga die meisten Spiele in der Hertha-Historie bestritt, will das als erste Maßnahme wieder ändern. „Wir wollen eine positive Stimmung aufbauen“, betonte der einstige Mittelfeld-Arbeiter. Bisher hatte er die U15 von Hertha und parallel die ungarische Nationalmannschaft betreut.
Genauere Absprachen mit Ungarns Fußball-Verband soll es in der kommenden Woche geben. Als erfahrener Assistent kehrt Widmayer nach Berlin zurück. Der 47-Jährige hatte schon als Assistenztrainer von Markus Babbel für Hertha gearbeitet und den Club im Dezember 2011 für drei Tage auch schon als Interims-Chefcoach geführt.
Noch allein führte Dardai die 22 Profispieler am Donnerstag um 15.07 Uhr auf den Trainingsplatz. Und nach einer sechsminütigen Ansprache kam schnell das Lachen zurück in den Olympiapark. Der ehrgeizige Luhukay hatte als Chef mit viel Druck agiert. Viele seiner taktischen Maßnahmen griffen nicht. „Die Mannschaft hat die Qualität für einen viel besseren Tabellenplatz“, glaubt Dardai. Am Samstag gegen den FSV Mainz wird er erstmals auf der Bank des Tabellen-17. sitzen.
Nach Mirko Slomka (Hamburger SV), Jens Keller (Schalke 04), Robin Dutt (Werder Bremen) und Armin Veh (VfB Stuttgart) ist Luhukay der fünfte Trainer in der laufenden Bundesliga-Saison, dessen Amtszeit vorzeitig beendet ist. Herthas Kapitän Fabian Lustenberger hatte die Lage bei Hertha nach dem Rückrunden-Start 2015 auf den Punkt gebracht: „Null Punkte aus zwei Spielen, das ist der Stand der Dinge, das ist die bittere Wahrheit.“