Hertha erschrocken: Keine Panikreaktionen
Bremen (dpa) - Die Zweifel in Fußball-Berlin wachsen. Doch eine kurzfristige Korrektur der zurückhaltenden Personalstrategie war am Tag des Transfers-Abschlusses in der Bundesliga für Hertha-Coach Jos Luhukay kein Thema.
„Das wäre doch eine Panikreaktion“, meinte der Niederländer nach der ernüchternden 0:2-Pleite bei Werder Bremen. Nur noch ein Punkt und ein Platz trennen die Berliner von der Abstiegszone - und jetzt kommt am Mittwoch (20.00 Uhr) auch noch Bayer 04 ins Olympiastadion. „Meine Aufgabe ist die Analyse. Wir müssen das Match gut nacharbeiten und es gegen Leverkusen besser machen“, sagte Lukukay nüchtern.
Selbst die Protagonisten waren allerdings heftig erschrocken darüber, dass nach der „extrem intensiven“ Winterarbeit (Luhukay) die Rückrunde für Hertha BSC wieder so begann, wie die Hinrunde geendet hatte. „Es funktioniert einfach nicht“, stellte Torwart Thomas Kraft nach dem chancenlosen Auftritt in Bremen frustriert fest: „Zu viele Fehler, keine Durchschlagskraft. Wir haben es nicht geschafft, das auf den Platz zu kriegen, was wir uns vorgenommen hatten.“
„Wir müssen besser spielen, noch besser verteidigen, dass solche Tore gar nicht passieren“, erklärte ein ebenso ratlos wirkender Kapitän Fabian Lustenberger nach der zehnten Saison-Niederlage der Berliner. Häufiger verlor kein Team in der deutschen Eliteklasse in den bisherigen 18 Spielen. Der Argentinier Franco Di Santo hatte mit einem spektakulären Tore-Doppelpack die deutlich besseren Bremer belohnt und wieder einmal Herthas Schwachpunkte aufgezeigt.
„Wenn man zwei Tore kassiert, ist es immer schwierig, ein Spiel zu gewinnen“, bemerkte der Schweizer Lustenberger. 37 Gegentore sind es jetzt. Auch Luhukays Taktik, den Bremer Druck vor 40 187 Zuschauern mit einer Fünfer-Abwehrkette aufzufangen, ging schief. „Wir hätten auch mit einer Achter-Kette spielen können. Dann reichte es auch nicht“, bemerkte Verteidiger Sebastian Langkamp, wie Lustenberger eigentlich nach langer Verletzungspause ein Hoffnungsträger.
Dabei hatte die sportliche Leitung des Hauptstadtclubs bei der Analyse des erschreckenden Abwärtstrends 2014 gerade die mangelnde Defensivstabilität neben fehlender Spielkultur nach vorn als Sorge Nummer eins ausgemacht. Verbunden mit der Gewissheit, diese Mängel im neuen Jahr mit altem Personal beseitigen zu können. „Wir glauben schon, dass wir die Probleme aus der Hinrunde, die Defensive und das Umschaltspiel, mit unseren Spielern beheben können“, hatte Hertha-Manager Preetz vor dem Bremen-Spiel hervorgehoben.
Konkurrent Bremen wählte einen anderen Kurs. Für zwei Millionen Euro eiste Werder Jannik Vestergaard von 1899 Hoffenheim los, lieh dazu Mittelfeld-Talent Levin Öztunali und Torwart Koen Casteels aus. Vestergaard und Uwe-Seeler-Enkel Öztunali spielten von Beginn an, vor allem der dänische Innenverteidiger Vestergaard legt gleich einen Galaauftritt hin. „Ein großes Kompliment für diese Transfers gilt dem Scouting, den Sportdirektoren und der Geschäftsführung“, sagte Chefcoach Viktor Skripnik nach dem Sprung an Hertha (18 Punkte) vorbei auf Tabellenplatz zwölf (20).
Die Ideen des neuen Bremer Trainers scheinen zu greifen. „Von seiner Präsenz und der kompromisslosen Zweikampfführung profitierte der gesamte Defensivverbund“, lobte Skripnik seinen Neuen Vestergaard. Bereits am Mittwoch treten die Bremer bei dessen Ex-Club Hoffenheim an. „Da müssen wir die Leistung bestätigen“, forderte Vestergaard.
Hertha muss gegen Champions-League-Achtelfinalist Bayer Leverkusen ran. „Es ist sicher unglücklich, wenn du so in die Rückrunde startest. Aber wir dürfen uns nicht verrücktmachen lassen“, betonte Kraft.