Hertha fast perfekt statt blutleer
Hamburg (dpa) - Auch am Tag danach war bei Markus Babbel und seinen Profis der Ärger über die verschenkten Punkte noch nicht verraucht. „Es war ein fast perfektes Spiel. Es wäre perfekt gewesen, wenn wir gewonnen hätten“, sagte der Trainer von Hertha BSC.
Bevor Babbel seine Spieler bis Dienstagnachmittag mit dienstfreier Zeit belohnte, hielt er eine kurze Ansprache und gab ihnen mit auf den Weg: „Die Leistung von Hamburg soll Leitbild sein für die kommenden Wochen.“
Mit Spielwitz und robustem Zweikampfverhalten hatte der Berliner Aufsteiger beim Hamburger SV ein 2:2 und damit den ersten Zähler in der neuen Bundesliga-Saison errungen - eigentlich hätten es gegen einen schwachen Gegner sogar drei sein müssen. „Wenn mir vorher einer gesagt hätte, wir holen hier einen Punkt, wäre ich zufrieden gewesen. Jetzt muss ich sagen, wir haben zwei Punkte verloren“, ärgerte sich Babbel. „Noch einmal konnten wir nicht so blutleer auflaufen wie gegen Nürnberg“, bemerkte der Ex-Europameister.
Nach dem maßlos enttäuschenden 0:1 gegen den „Club“ mit null Torchancen hatte Babbel alles richtig gemacht: Der zuletzt gescholtene Raffael stand ebenso wie der Ex-Hamburger Tunay Torun in der Startelf. Auf Stoßstürmer Pierre-Michel Lasogga hatte der Trainer zunächst verzichtet und Adrian Ramos vorgezogen. Mit Erfolg. „Ich ärgere mich, dass wir den Sieg zwischen der 45. und 60. Minute haben liegen lassen. Wir waren die bessere Mannschaft“, sagte Manager Michael Preetz. Wurden in der Vorwoche nur 38 Prozent der Zweikämpfe gewonnen, waren es beim HSV 52 Prozent und sogar 24:9 Torschüsse.
Mit dem Remis in der Hansestadt blieb Hertha auswärts saisonübergreifend zum zehnten Mal ungeschlagen - nun steht am kommenden Sonntag die Reise nach Hannover an. „In der 2. Liga taten wir uns auswärts leichter“, bestätigte Kapitän Andre Mijatovic, der in der 88. Minute nach einem Patzer des ehemaligen Berliner Torhüters Jaroslav Drobny den Punkt sicherte. „Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können“, so der Kroate, der die unnötige HSV-Führung mit einem Foul am Torschützen Mladen Petric (25.) verschuldet hatte.
Doch die Berliner ließen sich nicht schocken. Mit Stockfehlern und Ballverlusten lud der HSV zu Chancen am laufenden Band ein. 52 100 Zuschauer sahen vor und nach Toruns (43.) Treffer zum 1:1 Berliner Pfosten- und Lattenschüsse von Christian Lell, Raffael und Ramos. „So richtig funktioniert bei uns noch gar nichts“, gab HSV-Trainer Michael Oenning zu. Das 2:1 durch den Südkoreaner Son Heung Min (61.) reichte nicht zum Sieg. Den letzten Dreier hatte es am 19. März gegen Köln gegeben - zum Oenning-Einstand.
Der umgestaltete HSV, der noch sichtbar in der Findungsphase steckt, muss am kommenden Samstag bei Bayern München ran. Die Abstimmung von Heiko Westermann auf der Sechserposition und dem neuen Abwehr-Duo Jeffrey Bruma und Michael Mancienne stimmte noch nicht. „Wir haben viele neue Spieler, denen müssen wir Zeit geben“, betonte Sportdirektor Frank Arnesen.
Kein gutes Bild gaben wieder einmal Hamburger und Berliner Fans ab, die nach Spielende eine S-Bahn-Strecke lahmlegten und Panik in einem überfüllten Zug auslösten. Weil sich Fußballanhänger in einem Bahnhof und auf Gleisen prügelten, wurde der Strom abgeschaltet. Hunderte von Fahrgästen steckten in der dunklen Bahn fest. Die Polizei geleitete 450 bis 600 Fahrgäste über die Gleise zum nächsten Bahnhof.