Solbakken spürt „die Hölle“ - Huntelaar überragt
Gelsenkirchen (dpa) - Lukas Podolski schien das Ganze gar nicht mehr zu interessieren. Zehn Minuten vor dem peinlichen Ende beim 1:5 (1:1) „auf Schalke“ gönnte sich der Nationalstürmer des 1. FC Köln ein Rasen-Pläuschchen mit Benedikt Höwedes.
Und auch den üblichen Gang zu den Fans nach dem Abpfiff ersparte sich der vom Kölner Fußballvolk eigentlich heiß und innig Geliebte - für Kuscheleinheiten war nach der zweiten Saisonpleite von Podolski und Co. kein Platz.
Die Kölner waren völlig fassungs- und orientierungslos, Kevin McKenna verirrte sich sogar in die falsche Kabine. Trainer Stale Solbakken spürt nach den Gegentoren durch Klaas-Jan Huntelaar (42. Minute, Handelfmeter/47./84.), Lewis Holtby (48.) und Raúl mit einem „Zauberball“ (59.) und der Bilanz von null Punkten und 1:8 Toren die immense Anspannung am Geißbockheim schon zu einem extrem frühen Saisonzeitpunkt: „Im Inneren ist es für mich die Hölle.“
Der Norweger glaubt weiter an seine Idee des Konzeptfußballs, obwohl seine Profis nach dem 0:3 gegen Wolfsburg vor 61 600 Zuschauern abermals kläglich scheiterten. Dabei führten sie durch Podolski (12.) 1:0, brachen aber nach dem Ausgleich kurz vor der Pause durch einen zweifelhaften Handelfmeter und dem Doppelschock des 1:2 und 1:3 binnen 60 Sekunden völlig zusammen.
Solbakken, der Aufbruchstimmung entfachen sollte, war restlos bedient. Noch vor einer Woche hatte er sich vor das Team gestellt. Jetzt redete er Klartext, sprach angesichts der letzten halben Stunde von einer „Katastrophe“ und „großen, einfachen Fehlern“. Den von ihm des Amtes enthobenen und teilweise völlig lustlos wirkenden Podolski nahm er lediglich für eine Phase der Partie in Schutz: „Er hat in der ersten Halbzeit sehr gut attackiert.“ Einen kurzfristigen Wechsel Podolskis zu einem anderen Verein schloss er „zu 100 Prozent“ aus.
Solbakken ist sich der Gefahr bewusst, in der er ganz schnell schweben kann, sollte gegen Kaiserslautern nicht die Wende gelingen: „Ich weiß, dass wir sehr großen Druck haben werden. Und das ist verdient, wenn man acht Tore in zwei Spielen kassiert.“ Das größte Problem des 43-Jährigen, der mit dem FC Kopenhagen die Champions League aufmischte, ist die mentale Verfassung seines Teams: „Wir haben uns unserem Schicksal ergeben. Nach dem Doppelschlag war der Kopf nicht mehr dabei. Ein Tor, und die Mannschaft bricht psychisch zusammen.“
Pokalsieger Schalke beendete seine Serie von saisonübergreifend fünf Erstliga-Niederlagen. „Die zweite Hälfte war die beste seit langem“, lobte der Niederländer Huntelaar, der sich mit dem ersten „Dreierpack“ für die Gelsenkirchener einen Tag nach seinem 28. Wiegenfest verspätet, aber reichlich beschenkte, das Team.
Dabei hatte es schlecht begonnen: Wegen eines Staus blieb der Schalker Bus stecken und erreichte das vor zehn Jahren eingeweihte Stadion erst 35 Minuten vor dem Anpfiff. Dann noch das frühe 0:1 - „das war alles andere als gut“, meinte Trainer Ralf Rangnick, der den Erfolg vor dem Europa-League-Auftritt in Helsinki dringend nötig hatte: „Nach der Niederlage in Stuttgart haben wir vor Selbstvertrauen ja nicht unbedingt gestrotzt.“