Hertha: Warten auf Dardai-Vertrag - Kritik an Preetz
Berlin (dpa) - Die Zahlen klangen optimistisch an diesem Abend im Berliner City Cube. Doch neue Visionen oder gar eine Aufbruchstimmung vermochten die Verantwortlichen von Hertha BSC in dem tristen Kongress-Betonwürfel nicht zu vermitteln.
Auch drei Tage nach der gerade noch ausgebliebenen Horrorvorstellung Abstiegs-Relegation war die Stimmung nicht entspannt. „Es war sehr schwierig“, sagte Retter Pal Dardai über seine gerade so gelungene Mission. Ende gut, alles gut - dies stellte Manager Michael Preetz als alles bestimmendes Motto über die Versammlung der 1537 anwesenden Hertha-Mitglieder.
Gelungen ist dies Herthas Rekordtorjäger Preetz eher nicht, zumal auch das erhoffte Bonbon in der Schublade blieb. Der neue Cheftrainer-Vertrag für Herthas Rekordspieler Dardai ist noch nicht perfekt. „Ich setze mich morgen erst mit dem Manager zusammen“, erklärte Dardai zu Beginn der Mitgliederversammlung des Hauptstadtclubs. Der Ungar hatte Anfang Februar das Team von Jos Luhukay übernommen und zum Schluss knapp die Abstiegs-Relegation verhindert. „Wir sind überzeugt von den Qualitäten“, beruhigte Preetz aufgebrachte Fans und kündigte an: „Wir wollen es schnell zum Abschluss bringen, Dinge besprechen und sie dann finalisieren“.
Natürlich sei nicht alles so gelaufen wie erwartet, räumte Preetz ein: „Aber eins ist elementar wichtig, dass wir nächstes Jahr wieder in der Bundesliga spielen.“ Murren und Pfiffe begleiteten seine Feststellung, „zum dritten Mal hintereinander unsere Saisonziele erreicht“ zu haben. Die Kritik an Preetz und Fragen nach möglichen persönlichen Konsequenzen nach der Zittersaison konterte Präsident Werner Gegenbauer deutlich: „Jawohl, ich stehe weiter zu Michael Preetz.“
Der Manager selbst rief den Hertha-Anhängern zu: „Ich werde einen Teufel tun und mich dafür schämen, dass wir unser Saisonziel erreicht haben“, rief Preetz den Hertha-Anhängern zu. Es war der einzige ein wenig emotionale Ausbruch des Managers in seiner Rede. „Auch künftig funktioniert Fußball-Bundesliga für Hertha BSC nur mit viel Realismus und dem Blick auf unsere Möglichkeiten.“ Dabei verkündete Hertha auch, dass der Club erstmals seit vielen Jahren wieder schuldenfrei sei. Der Berliner Bundesligist will im nächsten Monat „die zinstragenden Verbindlichkeiten“ getilgt haben. „Zum 30. Juni wollen wir bei Null sein“, verkündete Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller. Zum gleichen Berechnungszeitraum 2014 hatte die Last des früher notorisch klammen Hauptstadt-Clubs noch 24,38 Millionen Euro betragen.
Die positiven finanziellen Entwicklungen sind weiter vor allem auf den Einstieg des US-Finanzinvestors KKR vor 17 Monaten zurückzuführen. Im Januar 2014 flossen über 60 Millionen Euro. Präsident Gegenbauer unterstrich allerdings, dass sich durch den Investor der Spielraum „nur minimal verbessert hat“. Für die kommende Spielzeit plant Hertha mit Einnahmen von 78,8 Millionen Euro und Ausgaben von 78,4 Millionen Euro. Die Kosten für das Personal liegen bei 37,5 Millionen Euro.
Hertha will in der kommenden Saison 40 Punkte holen und in die dritte DFB-Pokalrunde vorstoßen. „Schlussendlich werden wir wieder zwischen Platz zehn und dem Relegationsplatz rauskommen. Wenn das nicht dem entspricht, was Sie sich wünschen, kann ich das verstehen. Aber es spiegelt genau die Möglichkeiten von Hertha BSC wider“, betonte Gegenbauer.