Heynckes verzichtet bei China-Reise auf Kapitäne
München (dpa) - Ungewohnt energisch hat ein verärgerter Jupp Heynckes den Verzicht auf seine Kapitäne Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger bei der China-Reise des FC Bayern begründet.
Vehement wie noch nie in seiner dritten Münchner Amtszeit wehrte sich der Coach zum Abschluss des Trainingslagers am Gardasee zudem gegen aus seiner Sicht zu negative Beurteilungen und Darstellungen in den Medien. Gleichwohl räumte der 67-Jährige aber auch ein, dass die seit zwei Jahren titellosen Münchner in der neuen Spielzeit mehr bringen müssen.
„Es ist nicht so, dass alles negativ war. Aber ich finde, dass wir die Siegermentalität wieder herauskramen müssen und da muss man mehr für tun als normal“, betonte der Coach. „Das hat auch die EM gezeigt: Man darf sich nie zu sicher sein, darf sich nie zufriedengeben, muss immer eine Schippe drauflegen und das müssen unsere Spieler.“
In seinem über zehn Minuten langen Eingangsstatement erklärte Heynckes, warum Schweinsteiger und Lahm nicht mit auf die Marketing-Reise nach Asien gehen. „Die Entscheidung bei Bastian hat während der Europameisterschaft bei mir Form angenommen“, berichtete Heynckes. Er habe Schweinsteigers EM-Auftritte „sehr ausgiebig und aufmerksam beobachtet. Ich kenne Bastian sehr gut. Man kann vieles ableiten aus den Bewegungen, aus den Gesten, aus der Mimik. Ich habe dann die Schlüsse daraus gezogen.“ Die Verletzung am Sprunggelenk sei auskuriert, nur ein Nerv mache noch Probleme. „Wenn er eine ganz andere physische Verfassung hat, lässt er den Ballast, den er mit sich geschleppt hat, hinter sich.“
Dass Schweinsteiger nicht mitreisen würde, hätten „einige Personen“ gewusst, sagte Heynckes. Die Personalie Lahm habe er aber für sich behalten „und ich plaudere nicht“; so konnte er nun damit überraschen. „Philipp hat in den letzten Jahren alle Spiele mitgemacht und hat immer gepowert“, begründete der Trainer. Nach der Rückkehr von der China-Reise (22. bis 27. Juli) stoßen beide zum Team - und dann soll an der Titelform für die neue Saison gearbeitet werden. „Auch wenn wir Einiges zu verarbeiten haben, können wir optimistisch in die neue Runde gehen, davon bin ich überzeugt.“
Heynckes ärgerte sich darüber, dass kolportiert worden war, Schweinsteiger habe um die Maßnahme gebeten. Zudem kritisierte der frühere Stürmer, „dass heute nur noch bewertet wird, ob man Titel gewinnt. Die Arbeit wird überhaupt nicht bewertet.“ Die sei nicht schlecht gewesen, nur Borussia Dortmund eben besser.
In einer „umfangreichen Analyse“ habe er im Sommer Dinge herausgefunden, die man noch besser machen kann. Darüber hinaus sollen auch die Neuzugänge einschlagen. „Nicht die Namen sind die Bomben, sondern die Leistungen, die die Spieler bringen“, erklärte Heynckes. Nicht kommen wird nach aktuellem Stand der defensive Mittelfeldmann Javier Martínez (Athletic Bilbao). Denn die Ablöse ist zu hoch. „Wenn keine Bewegung reinkommt, können wir das nicht machen“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer bei Sky Sport News HD.
Zuvor hatte sich Heynckes ähnlich geäußert. „40 Millionen sind unanständig. Da geht nicht, das machen wir auch nicht“, sagte Heynckes. In der rund 40-minütigen Pressekonferenz nannte der Bayern-Trainer aber auch den Namen eines anderen Spielern für diese Position: Zumindest drückte Heynckes seine generelle Wertschätzung für Lars Bender von Bayer Leverkusen aus - Kontakt haben die Münchner laut Sammer aber keinen.
Den FC Bayern verlassen wird Sportpsychologe Philipp Laux. Wie die Bayern mitteilten erfolgt dieser Schritt aus „familiären und persönlichen Gründen“. Der ehemalige Bundesliga-Torwart wird künftig neue Aufgaben beim österreichischen Red Bull-Konzern übernehmen. Der Regionalligist RasenBallsport Leipzig engagierte den 39-Jährigen als Sportpsychologen.
„Ich habe beim FC Bayern eine unglaublich interessante, spannende und erfolgreiche Zeit erleben dürfen, die ich nie vergessen werde“, sagte Laux auf der Internetseite des Vereins, „aber ich möchte mich nun neuen, anderen Herausforderungen stellen. Ich danke dem FC Bayern, dass er mir diese Möglichkeit gibt.“
Der Verein wollte „seinem persönlichen Wunsch nicht im Wege stehen“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer. „Ich kenne Philipp noch aus meiner Zeit als Spieler. Ich weiß, dass er beim FC Bayern hervorragende Arbeit geleistet hat. Insofern bedauern wir natürlich seinen Weggang.“
Das erste Testspiel in der Vorbereitung auf die neue Saison hat der FC Bayern München verloren. Nach drei Siegen gegen unterklassige Teams unterlag der deutsche Fußball-Rekordmeister zum Abschluss seines Trainingslagers in Italien am Freitag in Arco gegen den SSC Neapel mit 2:3 (1:1). Der Erlös der Begegnung kommt den Erdbeben-Geschädigten in Norditalien zugute.