„Hochnäsig“: Dardai rüffelt Kalou - Hertha zittert

Berlin (dpa) - Am Tag nach der ärgerlichen Nullnummer gegen Frankfurt gingen die Hertha-Profis Salomon Kalou und Thomas Kraft als Pärchen auf die Auslauf-Runde. Es gab einiges aufzuarbeiten beim Berliner Fußball-Bundesligisten.

Foto: dpa

Das Schreckgespenst Abstieg begleitet Hertha bis zum Saisonabschluss in Hoffenheim. Trainer Pal Dardai erklärte am Sonntag jedoch demonstrativ: „Wir haben keine Panik, es gibt keine Krisensitzung.“ Einen Brand musste der Ungar unbedingt löschen. Mit der Bemerkung „Fragt unsere blinden Stürmer“ hatte Torwart Thomas Kraft die Bitte nach einem Kommentar zum bitteren 0:0 gegen die Eintracht verweigert. Am Tag danach bemühten sich alle Protagonisten um Entspannung. „Ich habe mit Salomon heute gesprochen. Das war in meiner Emotionalität eine dumme Sache, das war nicht so gemeint“, sagte Kraft: „Von daher ist die Sache geklärt.“

Auch Dardai suchte versöhnende Worte. „Vielleicht wollte er die Sache spielerisch und elegant lösen. Wir haben Abstiegskampf, spielen nicht Champions League. Das ist auch von der Körpersprache kein gutes Signal“, sagte Dardai einen Tag nach dem Spiel und ergänzte: „Die Sache ist aber erledigt. Thomas und er haben sich ausgesprochen. Wir sind wieder alle Freunde und arbeiten hart.“

Hertha-Coach Dardai hatte Kalou für dessen leichtfertig vergebene Torchance in der 56. Minute öffentlich kritisiert, als der Ivorer nach einem Frankfurter Fehler mit einem lässigen Heber an Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp gescheitert war. Doch nach einer Nacht ohne Rechnen und Grübeln baute Dardai seinen Stürmerstar wieder auf: „Ich habe ihm auch vor der Mannschaft gesagt, er hat sogar sein bestes Spiel gemacht für Hertha. Alle Torgefahr ging von ihm aus.“

Zwar müsste am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga im Abstiegskampf auf anderen Plätzen viel gegen die Berliner laufen. Doch die Gefahr, wie vor drei Jahren gegen Fortuna Düsseldorf wieder einen dramatischen Playoff-K.o. erleiden zu müssen, ist noch nicht endgültig gebannt. „Nächste Woche wird es schwer, wir müssen noch einen Punkt holen“, erklärte Dardai 100 Tage nach der Amtsübernahme.

Hertha (jetzt 35 Zähler) hätte aber schon vor dem letzten Spiel bei 1899 Hoffenheim die letzten Zweifel am Klassenverbleib beseitigen können. „Wir hatten für unsere Verhältnisse genug Torchancen, um das Spiel zu gewinnen“, betonte Dardai.

Vor allem die größte vergebene Möglichkeit von Kalou wirkte nach: „Was Kalou da gemacht hat, diesen Lupfer-Versuch, das ist nicht in Ordnung“, kritisierte Dardai, eigentlich ein großer Unterstützer des Ivorers, und sprach vor den TV-Kameras sogar von einem „hochnäsigen Heber“. Der Trainer riet Ex-Champions-League-Sieger Kalou, in den Spiegel zu schauen, ob dessen Einschätzung normal sei oder nicht. Seit Ende Februar wartet Kalou inzwischen auf einen eigenen Treffer - genau 828 Spielminuten.

Nach der dritten verpassten Chance im Abstiegskampf vor 60 168 Zuschauern hat das Rechnen bei den Fans begonnen. Würden sich am 34. Spieltag Hannover 96 und der SC Freiburg (beide 34 Punkte) remis trennen, gleichzeitig die Stuttgarter (33) in Paderborn (31) gewinnen und Hertha selbst 0:2 oder höher in Hoffenheim verlieren, ständen am Ende die Berliner tatsächlich wieder auf Rang 16. Theoretisch wäre sogar der direkte Abstieg noch möglich, sollte außerdem der HSV (32) einen unrealistisch hohen Kantersieg gegen den FC Schalke 04 feiern. Ein dritter Absturz innerhalb von fünf Jahren wäre der Worst Case.