Hoffenheim am Abgrund: In Fürth kommt's zum Schwur

Sinsheim (dpa) - Ein Mini-Mutmacher vor dem nächsten Abstiegs-Endspiel - viel mehr war die 0:1-Niederlage gegen Spitzenreiter FC Bayern München für 1899 Hoffenheim nicht. Bei der SpVgg Greuther Fürth kommt es nächsten Samstag für den Krisenclub aus dem Kraichgau zum Schwur.

„Wir wollen in Fürth die drei Punkte holen“, versichert Trainer Marco Kurz. Bei einer Niederlage würde die TSG auf den letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga abrutschen. „Wir haben noch zehn Spiele. Wir geben nicht auf“, sagte Mittelfeldspieler Tobias Weis.

Nach der verheerenden Niederlage in Augsburg wirkten die Hoffenheimer in der Tat diesmal etwas gefestigter. Aber es zeigte auch den Charakter der Mannschaft, dass sie sich gegen einen prominenten Kontrahenten einigermaßen aus der Affäre zog, in einem Kampfspiel zuletzt aber so versagte. „Die Grundbasis haben wir heute gesehen“, meinte Kurz. „Aber dies bitteschön nicht nur, wenn der Gegner Bayern München ist.“

Bei seinem Amtsantritt in der Winterpause hatte Hoffenheim noch drei Punkte Vorsprung auf Augsburg, jetzt sind es bereits fünf Zähler Rückstand. Die Bilanz des neuen Chefcoaches mit vier Punkten aus sieben Spielen und zuletzt vier Niederlagen in Serie ist niederschmetternd, ebenso die Tatsache, dass Kurz von seinen letzten 23 Bundesliga-Spielen mit dem 1. FC Kaiserslautern und 1899 Hoffenheim nur eines gewonnen hat.

„Diese Hoffenheimer Mannschaft lebt“, meinte jedoch Bayern-Trainer Jupp Heynckes höflich, nachdem sein Team hatte Gnade walten lassen mit dem Abstiegskandidaten. TSG-Manager Andreas Müller sprach von einem „leidenschaftlichen Auftritt, leider nicht mit zählbarem Ergebnis. Die Forderung ist ganz klar, dass die Mannschaft die nächsten Spielen auch so bestreitet.“ Noch konsequenter müssten die Spieler werden, noch aggressiver.

Im Duell Letzter gegen Vorletzter muss Hoffenheim aber vor allem jemand finden, der ein Tor schießt: Der Ex-Gladbacher Igor de Camargo gehörte zu den Schwächsten am Sonntagabend. Der eingewechselte Joselu gilt als Meister des unpräzisen Abschlusses, Eren Derdiyok (nur 1 Saisontor) fast schon als hoffnungsloser Fall. Und Freistoßspezialist Sejad Salihovic fällt auch in Fürth noch verletzt aus. Roberto Firmino hatte Kurz schon die Robustheit für den Abstiegskampf abgesprochen, gegen die Bayern durfte der Brasilianer dennoch eine Halbzeit lang sein technisch anspruchsvolles, aber weitgehend körperloses Spiel demonstrieren.

Zuspruch bekamen die Hoffenheimer nicht nur von Heynckes, sondern auch von ihrem früheren Torhüter: „Wenn sie so in Fürth auftreten, ist dort was drin“, sagte Tom Starke. Der 31-Jährige stand überraschend für Manuel Neuer im Tor des FC Bayern. Ein kleines Dankeschön von Heynckes an den Ersatzkeeper („Das hat er sich redlich verdient“) und der war natürlich „Feuer und Flamme“ ob dieses unverhofften Einsatzes.

Sogar die 1899-Fans begrüßten Starke mit Applaus. Schließlich war der einstige Publikumsliebling im vergangenen Sommer nach München gezogen, weil man ihm Tim Wiese vor die Nase gesetzt hatte. „Man hat heute gesehen, dass die Mannschaft gar nicht im Abstiegskampf sein müsste“, sagte Starke, nachdem er auf dem Rasen zahlreiche Hoffenheimer getröstet hatte.