Hoffnungslose Hoffenheimer - Müller: „So wird das nix“
Sinsheim (dpa) - Auf der Bank hatte Andreas Müller eine „richtige Wut“ verspürt. In den Katakomben der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena ließ der Manager der TSG 1899 Hoffenheim dann seinem Unmut freien Lauf und erklärte: „Das musste mal gesagt werden, auch wenn mich mein Pressesprecher zurückzieht.“
Die 0:1 (0:1)-Niederlage des Tabellen-16. der Fußball-Bundesliga im baden-württembergischen Derby gegen den VfB Stuttgart legte für alle die Erkenntnis nahe: Hoffenheim ist derzeit ein hoffnungsloser Fall. „So wird das nix!“, schimpfte Müller nach der desolaten Vorstellung - und meinte damit zweifellos den erhofften Klassenverbleib.
Nur Sekunden nach dem Abpfiff pries der Stadionsprecher den 28 750 Zuschauern schon Karten „für das wichtigste Saisonspiel“ an: Am Samstag geht es für die krisengebeutelten Kraichgauer zum Verfolger FC Augsburg. Danach kommt der FC Bayern München, dann muss die TSG zu Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth. Bei zehn Punkten Rückstand auf den Tabellen-15. VfL Wolfsburg geht's für den Herbstmeister von 2008 nur noch darum, den Relegationsplatz zu sichern - auch wenn sich derzeit niemand ausmalen kann, dass diese seelenlose Truppe in zwei solchen Endspielen bestehen kann.
„Wir brauchen nicht nach oben schauen. Wir wissen, was nächste Woche für eine Brisanz drinsteckt. Da ist Nervenstärke gefragt“, sagte Marco Kurz. Der neue Trainer weiß natürlich, dass jetzt weit mehr als nur Zweikampfstärke, taktische Kniffe und Torgefährlichkeit gefragt sind. „Es ist wichtig, dieser Angst zu begegnen, die wird uns immer begleiten. Ich glaube nicht, dass wir mit schlotternden Beinen dort aufschlagen werden“, sagte der Coach.
Meister im Schönreden waren die Hoffenheimer - vor allem unter Kurz-Vorgänger Markus Babbel - monatelang. „Für mich war das heute unterirdisch. Es gibt nichts mehr zu beschönigen“, sagte Müller diesmal. Er habe „kein Verständnis“ für die Leistung seiner Spieler. Aber die Mannschaft habe doch Qualität? „Ich will das Wort nicht mehr hören. Qualität ist, was man auf dem Platz bringt“, schimpfte der 50-Jährige.
Auch die Profis konnten sich da nicht mehr herausreden. „Unfassbar fehlerhaft“, so Kapitän Andreas Beck, habe die Mannschaft gespielt. „Wenn wir die Köpfe runternehmen, dann haben wir überhaupt keine Chance“, mahnte der verletzte Mittelfeldmotor Sejad Salihovic, der sein Comeback erst für das Spiel in Mainz am 16. März anpeilt. Was ihn denn optimistisch macht, dass Hoffenheim doch nicht absteigt? „Eigentlich nix“, gab der Bosnier zu.
Der zur Nummer 3 degradierte Ex-Nationaltorwart Tim Wiese schaute sich das Treiben in der Interview-Zone minutenlang an, war aber zu keiner Stellungnahme bereit. Sein Kumpel Tobias Weis, der ebenso wie Wiese am Rosenmontag bei einer Karnevalsfeier ausfällig geworden und mit einer Geldstrafe abgestraft worden war, versuchte vor einer TV-Kamera einen Standardsatz aus dem Repertoire „Wie erkläre ich als Fußballprofi eine Niederlage, ohne dass ich irgendwo anecke und zu schlecht wegkomme“. Dann verhaspelte sich der Mittelfeldspieler, brachte den Satz einfach nicht zu Ende und floh mit den Worten: „Scheißspiel, alles Scheiße.“