HSV „eine Katastrophe“ - Uwe Seeler ohne Hoffnung

Sinsheim (dpa) - Fußball-Idol Uwe Seeler fürchtet nach der derben Pleite bei 1899 Hoffenheim mehr denn je um die Erstliga-Existenz seines Hamburger SV.

„Wenn man so in den Abstiegskampf geht, dann wird das nichts. Wenn wir so weitermachen, habe ich keine Hoffnung mehr. Nicht mal ein Fünkchen. Das ist einfach jämmerlich“, sagte der einstige Torjäger und spätere Präsident des HSV der „Bild“-Zeitung nach der 0:4-Niederlage des Tabellen-14..

Seeler hatte die Partie zu Hause in Norderstedt im Fernsehen verfolgt - fassungslos. „Alle anderen Rivalen im Abstiegskampf rennen, kämpfen. Und wir?“, fragte der 75-Jährige.

In Sinsheim war die Ratlosigkeit kaum geringer. „Wir müssen dieses Spiel schnell vergessen. Aber wir dürfen nicht schnell vergessen, wie wir gespielt haben. Am Samstag gegen Hannover haben wir das nächste Endspiel. Da müssen wir eine ganz andere Mannschaft sehen“, forderte Sportchef Frank Arnesen mit gepresster Stimme.

Nach der fünften Niederlage in den letzten sieben Spielen hat der HSV nur zwei Punkte Abstand zum Relegationsplatz. Nach dem Nordderby geht's nach Nürnberg, dann gegen Mainz und am letzten Spieltag könnte es für das Bundesliga-Gründungsmitglied ein ganz großes Zitterspiel beim FC Augsburg geben.

Wie Lämmer, die zur Schlachtbank geführt werden, schlichen die Spieler nach dem Abpfiff durch die Katakomben der Rhein-Neckar-Arena. „Nur der Kapitän sagt was“, erklärte Routinier David Jarolim das Schweigen der Profis. Auch Mladen Petric presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.

Heiko Westermann fielen allerdings nur ein paar vernichtende, sich wiederholende Worte ein: „Eine Katastrophe. Vier Gegentore auswärts zu kassieren, ist natürlich katastrophal für unsere Situation. Das geht nicht. Wir haben dumme Fehler gemacht, wir haben katastrophale Fehler gemacht.“

Diese nutzten Jannik Vestergaard (17. Minute), Sejad Salihovic (25./Foulelfmeter), Fabian Johnson (51.) und Sven Schipplock (59.) mit ihren Toren zum ersten Heimsieg der Hoffenheimer seit fast einem halben Jahr. Dabei hatten die Konkurrenten im Abstiegskampf mit Niederlagen den Hanseaten eine schöne Vorlage gegeben, doch diese verstolperten sie vor 27 000 Zuschauern geradezu kläglich. „Nach zehn Minuten haben wir aufgehört, Fußball zu spielen“, meinte Arnesen und gab seinen Profis eine Arbeitsplatzbeschreibung mit auf den Weg: „Da musst du kämpfen, spielen, dich konzentrieren und Einstellung haben.“

Trainer Thorsten Fink wird sich in den nächsten Tagen etwas einfallen lassen müssen, um seine Spieler wachzurütteln. „Ich kann heute nicht viel Positives zum Spiel unserer Mannschaft sagen. Wir haben die ersten zehn Minuten gut gespielt - und das war's“, klagte er nach dem Abpfiff. „Ich habe heute keinen Abstiegskampf gesehen von meiner Mannschaft. Wir haben tausend blaue Flecken, aber selber haben wir wenig dagegengehalten. Das geht natürlich nicht.“

Dabei schien sich der HSV zuletzt beim 1:0 in Kaiserslautern und 1:1 gegen Leverkusen etwas gefangen zu haben. „Wir haben nicht lange Zeit, uns damit zu beschäftigen, sondern wir müssen nach vorne schauen“, sagte Fink. „Wir müssen sehen, dass wir das nächste Heimspiel gewinnen, dass wir eine andere Mentalität an den Tag legen als die, die wir heute gezeigt haben.“