HSV-Furcht vor Relegations-Triple
Hamburg (dpa) - Im Hamburger Volkspark macht plötzlich wieder das „R“-Wort die Runde. Monatelang schien es so, als ob der Hamburger SV in dieser Saison nichts mit dem Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga zu tun haben würde.
Doch nach der 0:3-Pleite bei Borussia Dortmund fürchten die Fans, dass ihnen der HSV ein drittes Mal in Serie nervenzehrende Zusatzschichten zumutet. Sehr zum Verdruss der rund 40 Zaungäste beim Montagstraining. „Wir haben keine Lust aufs Relegations-Triple“, sagte HSV-Fan Thomas Böhle, der mit Familie aus dem hessischen Marburg-Biedenkopf angereist war.
Trainer Bruno Labbadia war hingegen bemüht, nach dem Absturz auf Rang zwölf bei nur noch drei Punkten Vorsprung auf den Tabellen-16. Werder Bremen Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. Er habe nie das Gefühl gehabt, dem Abstiegskampf enteilt zu sein, sagte Labbadia, der der Situation vor dem brisanten Nordderby gegen Werder auch Positives abgewinnen konnte. „Ich bin lieber in der Situation, in der ich heute bin als in der von letztem Jahr. Da waren wir von anderen abhängig“, sagte er mit Blick auf den Krimi in der Vorsaison. Diesmal habe sein Team alles in der eigenen Hand. „Am Freitag haben wir die Chance, Werder davonzueilen. Das Spiel kann als Brustlöser funktionieren.“
Auf welche Startelf Labbadia in dem Klassiker bauen kann, ist noch nicht abzusehen. Gegen den BVB mussten Torjäger Pierre-Michel Lasogga (Kniebeschwerden) und die Mittelfeldspieler Albin Ekdal und Nicolai Müller (beide Oberschenkelblessur) verletzt ausgewechselt werden. Bei beiden gab der HSV am Montag Entwarnung. Lasogga solle am Mittwoch wieder ins Teamtraining einsteigen und Ekdal nach einer leichten Oberschenkelblessur von Tag zu Tag aufgebaut werden.
Bei Müller sehe es am besten aus, sagte Labbadia, der noch eine Schrecksekunde verdauen musste. Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier bekam im Training einen Schlag auf die linke Wade ab und humpelte dick bandagiert zurück in die Kabine. Er hoffe nicht, dass Diekmeier ausfalle, sagte Labbadia.
Sicher fehlen wird Keeper René Adler, der nach seinem Platzverweis in Dortmund für ein Spiel gesperrt wurde. Für ihn rückt Jaroslav Drobny zwischen die Pfosten. „Wir wissen, dass wir uns auf ihn verlassen können“, sagte Labbadia. Die Personalnot trifft den HSV zur Unzeit. Schließlich kommt dem Derby noch mehr Brisanz zu als ohnehin. „Das ist das wichtigste Spiel des Jahres“, kommentierte Lewis Holtby.
Gegen Dortmund war wieder mal das große Problem, dass die Hamburger ihre Möglichkeiten nicht nutzten. Beim Stand von 0:0 vergab Sven Schipplock leichtfertig die Führung - die Besetzung der Sturmmitte bleibt eine Baustelle. „Wir haben die Situation, dass keiner richtig in einen Lauf gekommen ist“, sagte Labbadia über seine Stürmer. Plötzlich könnte sogar wieder der zuletzt nicht berücksichtige Artjoms Rudnevs ein Thema werden. In der Offensive ruhen auf Aaron Hunt die Hoffnungen. Der Regisseur soll nach Knieproblemen gegen seinen Ex-Club zurückkehren. „Bei Aaron hat es gut ausgesehen“, sagte Labbadia.