HSV: Lasogga-Kauf wird gestemmt, aber Calhanoglu weg
Hamburg (dpa) - Der HSV twitterte stolz ein Foto von Pierre-Michel Lassoga beim Sicherheitscheck am Hamburger Flughafen. „Bestanden! Auf geht's nach China“, hieß es dazu. Per Blitz-Visum durfte der endlich fix verpflichtete HSV-Wunschstürmer gleich mit zur Promo-Tour nach China.
Nur zweieinhalb Stunden zuvor hatten die Hanseaten den Fünfjahresvertrag mit ihm offiziell vermeldet. Er selbst verkündete: „Ich bin froh, dass ich dabei helfen kann, dass ein neuer HSV entsteht.“ Also alles gut an der Elbe? Zumindest ein großer Wermutstropfen war, dass der 8,5 Millionen Euro teure Transfer Lasoggas von Hertha BSC gegenfinanziert wurde mit dem Verkauf Hakan Calhanoglus - ein bemerkenswertes Wendemanöver der HSV-Führung.
Wochenlang bestand man darauf, dass Jungstar Calhanoglu trotz beinahe erpresserischen Flirts mit Bayer Leverkusen und eingereichter Krankschreibung HSV-Spieler bleibt. Und dann wurde fast zeitgleich der Wechsel des anderen großen HSV-Hoffnungsträgers bestätigt - für kolportierte 14 Millionen Euro. Leverkusens Geschäftsführer Michael Schade sprach von „intensiven und stets fairen Verhandlungen mit dem HSV“. Wollten die Hanseaten um Sportchef Oliver Kreuzer und den designierten neuen Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer nur den Preis hochtreiben? Womöglich ging es dabei aber auch um einen Machtkampf mit HSV-Gönner Klaus-Michael Kühne.
Der Logistik-Milliardär hatte schließlich nach übereinstimmenden Medienberichten ein Darlehen für Lasogga in Aussicht gestellt. Dann hätten die Hamburger den türkischen Freistoßkünstler nicht verkaufen müssen, sich aber wohl weiter abhängig von Kühne gemacht. Der soll sich als Gegenleistung Anteile an der künftigen Fußball AG gewünscht haben. „Herr Kühne spielt bei der Verpflichtung von Lasogga keine Rolle“, sagte der noch amtierende HSV-Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow in der „Bild“. „Wir können auch aus rechtlichen Gründen als e.V. keine Anteile verkaufen.“ Der pünktliche Start der HSV Fußball AG zum 1. Juli war durch den Befangenheitsantrag gegen einen Richter von HSV-Ehrenmitglied Klaus Meetz verhindert worden.
Kühne wiederum hatte in einem Interview im „Hamburger Abendblatt“ vor einer Weile gedroht, auszusteigen, wenn Calhanoglu verkauft wird. Offensichtlich setzte Beiersdorfer sich nun durch. Beim HSV tröstet man sich mit der 14-Tore-Lebensversicherung der Vorsaison, Lasogga, an dessen Identifikation mit dem HSV nie ein Zweifel bestand. Eine dritte Personalie ist dagegen weiter unklar: Per Skjelbred. Der zuletzt an Hertha BSC verliehene Norweger war aber zumindest mit an der Bord der Maschine Richtung China. Auch davon twitterte der HSV ein Foto.